„Hey Dude“ wäre im Plattenladen wohl ein Tonträger, den ich beim Stöbern schlicht übersehen würde. Ein simples Cover, ein Name, der eher nach Deutschrock oder Retro-NDW klingt, ein Allerwelts-Albumtitel. So etwas liegt manchmal einfach in der Natur des Musikfans, zumal man sich heutzutage ohnehin kaum vor Neuerscheinungen retten kann. Doch KELLNER zu überhören, wäre schade, wenn man feines Singer/Songwriter-Material zu schätzen weiß.
Der Regensburger mit dem verblüffend authentischen Ami-Slang zaubert auf diesem Zweitling nämlich dreizehn erstklassige Stücke aus dem Hut. Stücke, die hörbar von den üblichen Verdächtigen (PAUL SIMON, BILLY JOEL, TOM PETTY, CAT STEVENS, NEIL YOUNG und und und...) beeinflusst wurden. Doch Mathias Kellner eifert nicht einfach blind all diesen Größen nach, sondern transportiert ihre inspirative Energie in seinen ureigenen Stil.
KELLNERs authentisches Schaffen hat beeindruckend viel Tiefgang, Seele und Gefühl. Jeder Klang, jede Note, jede Zeile erzählt ihre Geschichte, du hast regelrecht das Gefühl, der Mann sitzt mit seinen Musikern in deinem Wohnzimmer und spielt ein Konzert - nur für dich.
Die Abwechslung in der Musik spiegelt sich auch in den Texten wider, denn diese handeln einerseits vom echten Leben, teils vom einfachen Sein, dann wieder von traurigen Dingen, andererseits geht es gerne auch sehr witzig, absurd und bizarr in ihnen zu.
FAZIT: Während viele Genrevertreter, besonders die etablierten, im Sumpf der musikalischen und inhaltlichen Belanglosigkeit zu versinken drohen, hat KELLNER diesen ganz besonderen Trumpf in der Hand, den er auch Runde für Runde ausspielt: Substanz. Hach, wat schön.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.05.2010
Johannes Molz
Mathias Kellner
Mathias Kellner, Florian Sprenger
Andy Schechinger, Christoph Luschmann
südpolrecords
47:54
16.04.2010