Die als beinahe schon triumphal zu bezeichnende Rückkehr von LEÆTHER STRIP auf die Bühnen dieser Welt in 2009 zeigt, wie beliebt Claus Larsen auch heute noch ist und welch guten Ruf er in der EBM-Szene besitzt. Seit seinem Comeback in 2005 hat er sich darüberhinaus als extrem produktiv gezeigt und in noch nicht einmal fünf Jahren beinahe 20 Releases auf den Markt gebracht. Darunter befindet sich auch die "Retention"-Serie, die nun in die dritte Runde geht und in welcher sich Claus sein Erfolgsalbum "Solitary Confinement" vor die Brust genommen hat.
Im Original erschien das dritte Album von LEÆTHER STRIP 1992. "Solitary Confinement" beförderte das Projekt an die Spitze der EBM-Szene und gilt völlig zurecht als Referenzwerk in Sachen düster-melodischer und gleichzeitig aggressiver Electronic Body Music. Das Album ist auf der einen Seite sehr energisch, auf der anderen Seite atmosphärisch sehr dicht und authentisch emotional. Nach dem vergleichsweise ruhigen Opener "Mortal Thoughts" folgt mit dem dunklen "Strap Me Down" direkt der große Hit des Albums. Rasant wird es in "I Am Your Conscience", kaum weniger druckvoll sind "Evil Speaks", "Crash Flight 232 92" und "Red Meat Attraction" ausgefallen. Mein persönlicher Lieblingssong ist das packende "Adrenaline Rush" und wer es finster und bedrohlich liebt, der kommt bei "Croatia" voll auf seine Kosten. Zusätzlich zum "Solitary Confinement" finden sich einige Tracks der '91er-EP "Material" wieder, hier ragt vor allem das anarchistisch-schnelle "Steal" heraus. Aufgrund des remasterten Sounds klingt das 18 Jahre alte Album nicht angestaubt, sondern erschallt druckvoll aus den Boxen. Klar, man hört den Songs selber an, dass sie dem Zeitgeist der 90er entsprechen, im Endeffekt sind sie aber in der Tat Klassiker der EBM. Wer das Album also noch nicht im Schrank stehen hat, kann diesen Pflichtkauf nun nachholen und bekommt noch eine weitere CD als Bonus obendrein.
Wie bereits bei den ersten beiden Teilen der Serie hat Claus einen Großteil der Songs auch dieses Mal einer Frischzellenkur unterzogen und sie umarrangiert und neu eingespielt. Dazu gibt es zwei ganz neue Tracks, wobei "The Ænd" nur ein Outro ist. Der zweite neue Song ist der Quasi-Titeltrack der zweiten CD und eine melodisch-melancholische Nummer im aktuellen LEÆTHER STRIP-Stil, den man von Claus' letzten regulären Alben gewohnt ist. Die neue eingespielten Versionen der alten Klassiker wissen im neuen Soundgewand allerdings nur bedingt zu überzeugen. Zwar ist der Gesamteindruck frisch und in gewisser Weise rotzig, doch büßen die Nummern in der Überarbeitung einiges an ihrer ursprünglichen Atmosphäre ein und haben mitunter einen ganz eigenen Charakter. So wirkt "Evil Speaks", das in der Neuauflage den Beinamen "Fit For Flogging" bekommen hat, aufgrund der imitierten Bläsersounds irgendwie fröhlich swingend. "Steal 10" in einer minimalistischen Speed-Synthiepop-Version zu hören, ist auch irgendwie seltsam. Das unterkühlte "Adrenaline Rush 10" weiß zu gefallen, ebenso das etwas schneller gewordende "Croatia 10". "Mortal Thoughts" ist der einzige Song, der in der Neuauflage besser geworden ist, während die "Tæknopøp Version" von "Strap Me Down" mit seinen 80er-Sounds zumindest amüsiert. Insgesamt ist "Voluntary Confinement" aber nicht mehr als eine nette Beilage, die das Level des Originalalbums aber nicht erreicht.
FAZIT: Wie bereits erwähnt, ist "Solitary Confinement" für jeden EBM-Jünger absolutes Pflichtprogramm und mit diesem Hintergrund ist die remasterte Neuauflage dieses Klassikers absolut zu begrüßen. Die Bonus-CD dagegen ist reine Geschmackssache.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.03.2010
Claus Larsen
Claus Larsen
Alfa Matrix
150:57
05.03.2010