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Lacrimas Profundere: The Grandiose Nowhere

Stil: Gothic Rock

Cover: Lacrimas Profundere: The Grandiose Nowhere

Beim Lesen der Labelinfo zum neuen Lacrimas Profundere-Album "The Grandiose Nowhere" könnte man glatt den Eindruck bekommen, als würden die Gothic Rocker mit jedem ihrer Alben die Spitze der Charts entern und dass man in Hallen spielen würde, die selbst HIM und THE 69 EYES nicht voll bekommen würden. Das ist natürlich grober Unfug, zutreffender ist da eher die Aussage, dass Lacrimas Profundere die führende Band im deutschen Gothic Rock sind - neben END OF GREEN, wie man fairer- und berechtigerweise hinzufügen sollte.

"The Grandiose Nowhere" ist bereits das neunte Album der Band seit 1995, Faulheit kann man der Band um Gitarrist Oliver Nikolas Schmid also nicht vorwerfen. Vielleicht aber, dass man sich heutztage schon sehr am Schaffen der finnischen Vorreiterbands orientiert. So erinnern die Songs von Lacrimas Profundere immer wieder an härtere HIM-Sachen, dabei agiert man aber bodenständiger, als die Superstars um Ville Valo. Und auch den Vergleich mit THE 69 EYES werden die Bayern mit ihrem neuen Album nicht los, auch wenn sie insgesamt deutlich weniger aufgesetzt musizieren. Rob Vitaccas Stimme liegt dabei ziemlich genau zwischen denen von Herrn Valo und Kollege Jyrki 69. So manche Textpassage wird auch von Rob ein wenig übertrieben betont, dafür verzichtet er aber auch auf allzu schleimtriefendes Geschmachte. Als absolut gelungen sind die dezenten, aber enorm wirkungsvollen Keyboardeinsätze zu bezeichnen, die den Songs stimmungsmäßig wirklich sehr gut tun und ein Manko ansatzweise ausgleichen können.

Dieses Manko ist das etwas zu konservativ geratene Songwriting. Experimente gibt es so gut wie keine, sieht man mal vom reduzierten Schlusstrack "No Matter Where You Shoot Me Down" ab, der allein schon durch die Tatsache, dass er aus dem Rahmen fällt, zu den Highlights gehört. Der Rest des Materials besteht fast ausschließlich aus gefällig rockenden Standard-Gothic-Songs, die mal mehr, mal weniger an HIM zu ihren Hochzeiten erinnern ("My Little Fear", "The Letter") und glücklicherweise nicht zu seicht ausfallen - abgesehen von "The Fear Of Being Alone". Oft fehlen die Widerhaken in den Songs und man muss schon sehr genau hinhören, um sich an den unauffälligen Details im Hintergrund festzukrallen, ansonsten plätschert "The Grandiose Nowhere" an einem vorbei. Zwar angenehm, aber trotzdem eben mit geringer Viskosität.

Nichtsdestotrotz verdienen drei Songs die Heraushebung. In erster Linie "Lips", denn hiermit ist Lacrimas Profundere ein lupenreiner, sexy Hit mit coolem Orgeleinsatz gelungen. Die einzige Ballade "I Don't Care" ist wirklich hübsch und zum Ende hin extrem gefühlvoll, während die melancholische "Dead Heart Serenade" mit intensivem Gitarreneinsatz gefällt. Die von John Fryer (DEPECHE MODE, HIM, PARADISE LOST) produzierte Platte sammelt zudem mit Topsound weitere Pluspunkte und auch das von DARK TRANQUILLIY-Gitarrist erstellte Coverartwork ist State-Of-The-Art.

FAZIT: Eines ist klar: "The Grandiose Nowhere" schlägt die aktuelle HIM-Scheiblette "Screamworks: Love In Theory And Practice" ganz locker, ist letztendlich aber auch "nur" ein gutes Gothic Rock-Album, bei dem die Routine offenbar Priorität vor der Experimentierfreude hatte. Da wäre folglich mehr drin gewesen, als gute zehn Punkte, zu denen absolute Liebhaber des Genres noch zwei Zähler hinzurechnen können.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.04.2010

Tracklist

  1. Be Mine In Tears
  2. The Letter
  3. Lips
  4. I Don't Care
  5. Her Occasion Of Sin
  6. A Plea
  7. Not For Love
  8. The Fear Of Being Alone
  9. My Little Fear
  10. Side
  11. Dead Heart Serenade
  12. No Matter Where You Shoot Me Down

Besetzung

  • Gesang

    Rob Vitacca

  • Gitarre

    Oliver Nikolas Schmid, Tony Berger

  • Schlagzeug

    Korl Fuhrmann

Sonstiges

  • Label

    Napalm Records

  • Spieldauer

    42:19

  • Erscheinungsdatum

    30.04.2010

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