Typisch skandinavisch proggt diese Band nur halbwegs: Von hippieskem Retrosound ist sie weiter entfernt als von der deftigen Variante, um die sie sich allerdings nach Leibeskräften bemühen muss. Metal scheint dem Quartett nicht angeboren zu sein, und so krampen LAVA ENGINE bei der Aneignung.
Magnus Florin singt ein wenig wie Roger Waters, die Musik wäre abgesehen von immer wieder unsensiblen Ausbrüchen leichter in der Tradition des nordischen Melodic Rock zu verorten, dessen songschreiberische Klasse (EUROPE, TNT) man aber nicht erreicht, weil man nicht konventionell kommerziell aufspielen will. "Drain Your Soul" bleibt uneingängig trotz aller Bemühungen um eine Gesangs-Hookline. Das bisweilen fast thrashig treibende Drumming (scheppernder Sound übrigens), das eben allein keine Metalband aus LAVA ENGINE macht, zieht den Hörer nicht in den Bann. Die harten Riffs verweisen zudem in ihrer Statik eher auf Musiker, die dieses Genre weniger mit der Muttermilch aufgesogen haben als den neueren Artrock. Die beiden Gitarristen tragen dem Stil mit ihren fließenden Solos und kurzen Lead-Blitzen Rechunung. Andere Kritiker nehmen hier und dort verhaltene Disharmonien zum Anlass, LAVA ENGINE in einen Kontext mit ihren Landsleuten OPETH zu stellen - zweifelhaft nicht zuletzt ob der unterkühlten Atmosphäre, die gleichwohl nicht abweist: härterer Britenprog wäre durchaus ein Feld, in dem die Gruppe ihren Acker bestellen könnte, ohne als Auslandserzeugnis aufzufallen.
Wo der Titelsong bemüht kraftmeiert - der Frontmann shoutet unerwartet rau - steht "Common Ground" sicher an festen Gestaden: Melodiefokus im gesanglichen Bereich wie Gitarrenspiel. Der Refrain bleibt bei anhaltender Unauffälligkeit der Komposition haften; trotz der melancholischen Stimmung stellt sich auch die Frage nach einem Vergleich mit den wesentlich exzentrischeren PAIN OF SALVATION nicht, denn dazu agieren LAVA ENGINE zu konventionell - gerne auch mit einem schweren Doom-Riff in "Crtl Z". Von Gildenlöw und Gefolge leiht man sich hier üblerweise im Ansatz den Chorus von "Ending Theme" aus - ein übler Fauxpas wie der gestelzte Break-Anfall im mellotronschwangeren Instrumentalteil. "Windows Closed" versöhnt als Rückgriff auf die unangemessen harschen Töne der ersten beiden Tracks nicht wirklich mit einer ihr Potenzial verkennenden Band, bei der Hopfen und Malz noch nicht verloren sind.
FAZIT: LAVA ENGINE sollten Härtegrad sowie erzwungene Virtuosität in ihrer ihrer Musik zurückfahren, weil weder das eine noch das andere ihnen steht. Im Spannungsfeld des neuzeitlichen Progrock von ARENA bis RIVERSIDE fühlen sie sich wesentlich wohler, und zur Umsetzung dieses Unterfangens stimmen die Koordinaten in handwerklicher Hinsicht längst, kompositorisch jedoch noch nicht.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.07.2010
Simon Dahlström
Magnus Florin, Ronnie Jaldemark, Mick Nordström
Magnus Florin, Ronnie Jaldemark
Mick Nordström
Eigenvertrieb
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11.06.2010