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Legion Of The Damned: Descent Into Chaos

Stil: Thrash Metal

Cover: Legion Of The Damned: Descent Into Chaos

Die einen beten LEGION OF THE DAMNED als die neuen Thrash-Messiasse an. Für die anderen sind die Niederländer schlicht gestrickte Kopisten, die aus den bisherigen gut 25 Jahren Thrash Metal die besten Zutaten mixen und zu einem identitätslosen Brei vermengen.

Das Erstaunliche: Während die erste Fraktion vor allen Dingen im Bereich der Fachpresse zu finden ist, rekrutiert sich die zweite Gruppe vor allen Dingen aus dem Bereich der Metal-Fans. Und das ebenso Erstaunliche: Irgendwie haben beide Lager ein bisschen recht.

Die Fakten vorneweg: „Descent Into Chaos“ ist ein starkes Album. Ein sehr starkes sogar. Wenn es bisher lediglich, sagen wir, ein gutes Dutzend Thrash-Bands geben würde, müsste man sagen: Hier gibt es einen wahren Meilenstein der gnadenlosen Nach-vorne-Stürm-Musik. Denn die Ingredenzien, die LEGION OF THE DAMNED hier verarbeiten, lesen sich wahrlich schmackhaft.

Und sie lesen sich nicht nur so, sondern sie hören sich auch so an: Double-Bass-Gewitter, die den Hörer überfahren wie ein Leopard-Panzer einen Fiat 500 auf der linken Autobahn-Spur. Wuchtige Grooves, die die Magengrube traktieren wie Wladimir Klitschkos Eisenfäuste. Rasiermesserscharfe Gitarrenriffs, die die Haut aufritzen wie das frisch polierte Werkzeug von Hannibal Lecter. Das alles in eine zeitgemäße Produktion von Peter Tägtgren gehüllt, die die jüngeren Thrasher gnadenlos abfeiern werden, altgediente Kill-em-all-Backpatchträger dagegen als modern, kalt, steril und als Stangenware geißeln dürften. Auch hier gilt: Man kann beide Seiten verstehen.

Allerdings, und das muss an dieser Stelle einfach mal ganz objektiv festgehalten werden: Es gibt nun mal mehr als nur ein Dutzend Thrash-Bands, es gibt sogar deutlich mehr Thrash-Bands, die man bedenkenlos in die Kategorie der Legenden einsortieren könnte.

Es gibt Alben, die sind Monumente für die Ewigkeit, und auch davon gibt es im Thrash-Bereich weit mehr als nur eine Handvoll. Doch, ganz im Ernst: Wer „Descent Into Chaos“ in diese Schublade packt, der hat für den Rest dieses Schrankes ganz offensichtlich den Schlüssel verlegt. Oder der ist noch nicht groß genug, um an die oberen Schubladen heranzukommen.

Ein Album wie „Reign In Blood“ wird keine Band jemals wieder schreiben. Punkt, aus. Auch nicht LEGION OF THE DAMNED. Vielleicht ist „Descent into chaos“ ihr persönliches „Reign In Blood“, aber eben nur eine Kopie des Originals. Wie eigentlich jeder einzelne der elf Songs. Mit „Legion Of The Damned“ hat man sogar einen eigenen Song nochmals neu aufgenommen und als Bonustrack auf die CD gepackt. Eine Kopie der Kopie der Kopie sozusagen.

FAZIT: Wer auf Thrash-Metal der durchweg schnellen Art steht, der macht mit „Descent Into Chaos“ eigentlich nicht viel falsch. Zumindest wenn man ausblenden kann, dass man hier die CD einer Band im Player hat, die mehr oder weniger offensichtlich in der Geschichte des eigenen Genres wildert. Wem allerdings Eigenständigkeit ein wichtiges Kaufkriterium ist, der sollte lieber die Finger von dem fünften Album des holländischen Holzfäller-Kommandos lassen.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.12.2010

Tracklist

  1. Descent Into Chaos [Intro]
  2. Night Of The Sabbath
  3. War Is In My Blood
  4. Shrapnel Rain
  5. Holy Blood, Holy War
  6. Killzone
  7. Lord Of The Flies
  8. Desolation Empire
  9. The Hand Of Darkness
  10. Repossessed
  11. Legion Of The Damned [Bonus Track]

Besetzung

  • Bass

    Harold Gielen

  • Gesang

    Maurice Swinkels

  • Gitarre

    Richard Ebisch

  • Schlagzeug

    Erik Fleuren

Sonstiges

  • Label

    Massacre/Soulfood

  • Spieldauer

    43:42

  • Erscheinungsdatum

    07.01.2011

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