LEICHENWETTER haben den Anspruch, alte lyrische Werke zu vertonen. Vertreten sind dabei Größen aus der Romantik wie beispielsweise Johann Wolfgang von Goethe und Heinrich Heine. Das ist zwar nichts völlig Neues, lässt aber dennoch aufmerken. Gothic mit einem Sänger, der bereits Musicalerfahrung hat und Stücke wie beispielsweise Goethe‘s Erlkönig, das weckt Erwartungen!
Das Album startet relativ elektronisch aber doch mit einer guten Portion von Stromgitarren. Streicher und Klavier kommen ebenso zum Zug, wie generell bei Gothic üblich. Der Gesang wechselt von kraftvoll bis flüsternd, bleibt aber durchweg melodiös. An dieser Stelle darf das Lispeln des Sängers nicht verschwiegen werden. Das stört manchmal, manchmal ist es kaum wahrnehmbar, aber dennoch ist es immer präsent. Objektiv ist die gesangliche Leistung definitiv gut, aber leider zu klinisch und steril. Der Sänger versucht offenbar, jede einzelne Silbe perfekt zu betonen und „auszusprechen“. Musikalisch zwar richtig, nimmt es doch den Stücken etwas Sympathie. Kleinere musikalische Highlights sind beispielsweise das Geigen-Gewitter im „Chor der Toten“, der mehrstimmige Chor im selben Lied und die oftmals eingesetzte Stilisierung der lyrischen Bilder.
In „Die Beschwörung“ (Heine), wird die lyrische Grundlage, ein Text über die Totenbeschwörung eines Mönches zur sexuellen Befriedigung, mit fiktiven Nachrichtensprecher-Einspielungen, welche sexuellen Missbrauch an Kindern durch Geistliche thematisieren, verknüpft. Dies hat mich beim ersten Hören an „Jeanny“ von FALCO erinnert. Und direkt danach findet sich mit „Out of the Dark“ ein Lied von eben diesem Künstler. Instrumental interessant interpretiert, die Melodien und Abfolgen werden größtenteils vom Original übernommen. Was mich hier wirklich enorm stört ist der Rhythmus des Gesangs. Dieser ist zwar größtenteils ebenfalls aus dem Original übernommen, es gibt jedoch einige Stellen, in denen der Sänger den Rhythmus signifikant ändert. Und das meistens an Schlüsselstellen.
Das einzige Lied, welches mich wirklich mitgerissen hat, war „Erlkönig“. Hier wird eine schöne Grundstimmung erzeugt, die sprachlichen Metaphern passend in Musik übersetzt, und die Frage/Antwortspiele der Instrumente passen immer. Die anderen Lieder weisen leider nur vereinzelt wirkliche Höhepunkte auf.
FAZIT: Im Allgemeinen wirklich hörbares Material, leider zieht sich durch das ganze Album eine fast zwanghafte Sterilität der Instrumente. Auch wenn man das als das Streben nach musikalischer Perfektion anrechnen kann, wirkt es subjektiv für mich doch unglaubwürdig. Das Prinzip ist interessant und recht gut umgesetzt, aber eben nichts Besonderes.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.10.2010
Numen
Dawe
Rawen
Stephan Voigt (Orchester)
Echozone
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15.10.2010