Es gibt sie immer wieder, diese Bands, die man eigentlich ein bisschen doof findet, bis man sie mal wieder hört. Und dann mag man sie irgendwie doch. Bei mir zählen LETZTE INSTANZ zu dieser Sorte Bands. Die Band mit Sitz in Dresden veröffentlicht mit "Heilig" den zweiten Teil einer Trilogie, die ihren Anfang mit "Schuldig" fand.
Die Markenzeichen sind natürlich die gleichen geblieben: eingängiger Rock im Spannungsfeld von Folk und Gothic, dargeboten mit wohlklingenden Streichern. Insbesondere die überaus markante und charismatische Stimme von Sänger Holly sticht dabei heraus und sorgt für ein hohes Maß an Eigenständigkeit. Zwischendurch überrascht die LETZTE INSTANZ immer mal wieder mit wirklich guten Gitarrensoli, das erwartet man in diesem Genre auch nicht unbedingt. Instrumental ist auf "Heilig" alles im grünen Bereich und man hört die Erfahrung jederzeit deutlich heraus. Das gleiche gilt im Grunde genommen auch für das Songwriting, man weiß wie man flotte, eingängige Songs schreibt, die schnell ins Ohr zu gehen - ein bisschen zu schnell für meinen Geschmack.
Denn wenn man Songs nach dem ersten Durchlauf schon mitträllern kann und sich an den Charakter und die Details erinnern kann, dann stellt man fest, dass Ecken und Kanten fehlen. Und das gilt für fast jeden Song. Es dauert bis zum dramatischen "Atme!", bis man wirklich mal aufhorcht - vorher ist das alles ganz ordentlich, ganz nett, ganz passabel. Das stark im Gothic Rock verwurzelte "Dein Gott" überzeugt mit Düsternis und einem Refrain, der an SUBWAY TO SALLY erinnert und hat ein hartes Ende. Danach flacht das Niveau wieder ab, ohne jemals wirklich schlecht zu werden. Dafür ist die Musik zu gut gemacht. Erst das im Duett mit einer Dame in "Der Kuss" hebt sich mit seinen Postrock-Gitarren dann nochmal positiv ab. Ein paar Worte noch zu den Texten: Hollys Reime wirken manchmal ein bisschen flach und simpel, die Texte bedienen sich einfacher, stets nachvollziehbarer Sprache - was sie wiederum sympathisch macht, denn man kann sich schnell hineinfühlen. Ein latenter Hang zum Kitsch ist zwar vorhanden, wird aber nicht überstrapaziert.
FAZIT: "Heilig" ist ein musikalisch hochwertiges Album, das keinen Fan der Band enttäuschen wird. Objektiv betrachtet ist es aber zu glatt poliert und büßt somit stark an Nachhaltigkeit ein.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.09.2010
Michael Ende
Holly
Oli, Holly D.
David Pätsch
M. Stolz (Violine), Benni Cellini (Cello)
Columbia Records
44:57
01.10.2010