LIV KRISTINE, die norwegische Sängerin und Ehefrau von ATROCITY-Frontmann Alex Krull veröffentlicht mit "Skintight" ihr inzwischen drittes Soloalbum. Und erfreulicherweise hat die Musik, die es hier zu hören gibt, nichts mit dem leicht kitschigen Gothic Metal zu tun, den Liv mit LEAVES' EYES macht. Stattdessen finden sich hier zehn Songs zwischen Pop und Rock, die aber wenig mit dem 08/15-Mainstream-Pop zu tun haben, der ansonsten aus dem Radio ertönt.
Die auf der Bühne stets sympathisch und natürlich wirkende Sängerin zeigt in den Songs, wie variabel ihre Stimme sein kann. Mal klingt sie zerbrechlich, mal leidenschaftlich, aber immer authentisch. Besonders in den mittleren Lagen vermag ihre Stimme zu überzeugen, so hört man sie sonst eher selten. Die Songs selber überzeugen mit guten instrumentalen Arrangements, es ist anzunehmen, dass die Musiker von LEAVES' EYES und ATROCITY hier mit von der Partie waren. Hauptsächlich setzt man dabei auf handgemachte, natürliche Klänge und wenig synthetische Erzeugnisse, was dem Wohlfühl-Charakter der Musik zugute kommt.
Ebenso erfreulich ist die Tatsache, dass das Songwriting über weite Strecken erwachsen und intelligent ist und sich nicht an oberflächlicher Eingängigkeit festmachen lässt. Nichtsdestotrotz sind einige Songs locker-flockige Ohrwürmer, die sich schnell im Gehör einnisten. Der eröffenende Titeltrack startet mit einer wavigen Basslinie und ist einer dieser Songs, die wirklich gut ins Ohr gehen. Das flotte "Train To Somewhere" fällt in die gleiche Kategorie. "Lifeline" erinnert mit seiner folkigen Atmosphäre an THE CORRS, während das dramatische, tanzbare "Boy At The Window" ein wenig nach ANNE CLARK klingt und einer der besten Songs des Albums ist. Traumhaft schön sind auch die beiden Balladen. "Love In Grey" begeistert dabei vor allem mit seinen Gitarren, während mit dem fragilen, nur mit Klavier und Cello reduziert instrumentierten "The Rarest Flower" mit seiner nachdenklichen Melancholie das Highlight des Albums ganz am Schluss steht.
FAZIT: Griffige Songs, gelungene Arrangements und Livs Stimme machen "Skintight" zu einem abwechslungsreichen, zeitlosen Pop-Album abseits von billiger Massenware, das zu jeder Sekunde persönlich und authentisch wirkt.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.09.2010
Napalm Records
35:06
27.08.2010