Endlich etwas Neues von Loreena McKennitt. Keine Best-Of, Compilation oder sonstige Resteverwertung. Zu ihren Wurzeln, den einfachen, irischen Balladen und folkloristischen Songs soll die Kanadierin auf „The Wind That Shakes The Barley“ zurückkehren. Wer bisher nur die „neueren“ Alben kannte, braucht sich nicht sorgen: Auch wenn die Songs kompakter und weniger episch ausladend erklingen, erkennt man sofort die Handschrift McKennitts wieder. Und genau das kann man der mittlerweile nicht mehr ganz so jungen Dame mit der ergreifenden Stimme ein wenig anlasten. Der eingefleischte Fan mag es anders sehen, aber ein paar Veränderungen und Experimente hätten „The Wind That Shakes The Barley“ gut getan.
Setzt man die kritische Brille hingegen ab, bekommt man genau das, was man in den letzten 25 Jahren von Loreena McKennitt lieben gelernt hat: Perfekt produzierte, einfühlsam arrangierte Musik ohne elektronischen Firlefanz. Akustische Gitarren, Celli, Mandolinen, Violinen und Dudelsäcke, die nicht plakativ wie ein Film-Soundtrack Bilder ins Gehirn meißeln, sondern die Fantasie subtil stimulieren und in ruhigen Momenten die Gedanken forttragen. Selbstgeschriebenes befindet sich beinahe nichts auf „The Wind That Shakes The Barley“ (abgesehen vom Instrumental „The Emigration Tunes“). Stattdessen vertraut McKennitt auf traditionelles irisches und keltisches Liedgut und ebensolche Texte. Lediglich „Down By The Sally Gardens“ verwendet ein Gedicht von Yeats und der Titeltrack einen Text von Robert Dwyer Joyce, einem irischen Poeten des 19. Jahrhunderts.
FAZIT: „The Wind That Shakes The Barley“ bietet gewohnte, hochwertige Folklore-Kost, die Loreena McKennitt als tolle Arrangeurin und Sängerin zeigt – leider aber nicht als visionäre Musikerin. Letztlich ist das aber Kleinkrämerei, weil das Album immer noch gefangen nimmt. Und wenn Gänsehaut sich einstellt, ist das Verlangen nach Neuerungen schnell vergessen.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.11.2010
Jeff Bird, Chris Gartner, Andrew Downing
Loreena McKennitt
Brian Hughes, Pat Simmonds, Jason Fowler
Loreena McKennitt
Loreena McKennitt (Accordian, Harp), Brian Hughes (Celtic Bouzouki), Hugh Marsh (Violin), Caroline Lavelle (Cello), Ben Grossman (Bodhran, Taber, Hurdy Gurdy), Ian Harper (Uilleann Pipes), Jeff Bird (Mandola, Mandolin), Andrew Collins (Mandolin, Mandocel)
Quinland Road
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12.11.2010