Gollum kehrt in Gestalt von Holger Antol und seiner Pumuckl-Stimme zurück auf die Weltbühne ... oder zumindest nach Österreich; dort gibt es CCP, die sich nicht zu blöde sind, weiterhin die Sorte Starköl ins Feuer der Heidenhasser zu gießen, welche man zuvor mit Honig versetzt hat. Anders gesagt: Die Labelschützlinge LOST SHADE (wieso der Name? Ihr habt doch einen gewaltigen Schatten ...) stoßen derart plump ins alte Methorn, dass dem Geschmacksmenschen das selbstverständlich mit eigenem Pfeil und Bogen erlegte Mittagessen ein zweites Mal durch den Kopf geht.
Alles von den Drums über die Chöre hinweg bis zu den Keyboards, welche wahrscheinlich für mehr als die Hälfte des akustischen Rummelplatzgeschehens auf diesem Wegweiser zurück in die olle Götterwelt verantwortlich sind, klingt künstlich und wie ein kompositorischer Setzkasten. Darin stehen Plastikfiguren der Helden von LOST SHADE, beispielsweise der fiese Loki, der sich auf dem Weg "Der Sonne entgegen" an einem überlangen Epos den Bruch hebt - und das bedeutet ausdrücklich nicht den "Anbruch einer neuen Zeit", denn hier pochen die Herrn Saitenzupfer und Tastendrücker mit ihren Wurstfingern pseudo-beflissen auf die Tische der alten Schule. Wie einfältig man Drumcomputer programmieren kann, hat sogar eine verhältnismäßige Kapazität wie Rolf Kasparek gezeigt, doch der hier vernehmbare rhythmische Autismus schlägt dem Weinfass den Boden aus.
Die Texte von LOST SHADE gehen als Mischung aus Wilder-Metalmann-Gepose und Verklärung einer idealisierten Natur wie Vergangenheit durch, für die sich die Band unbeabsichtigt die goldbraune Kackwurst an die Brust heften darf: Ihr Asgard liegt, was die Bildersprache betrifft, gleich einen Block hinter dem Dritten Reich und denjenigen, die solche Steilvorlagen nur zu gerne annehmen, um weitere ideologische Unschlittkerzen innerhalb der Szene anzuzünden. Das nennt man dann wohl "Feuersturm" ... und muss man da über ein SLADE-Cover noch Worte verlieren? Die fehlen einem ohnehin.
FAZIT: LOST SHADE haben einmal herkömmlichen Black Metal gespielt, waren also damals schon Trittbrettfahrer wie ähnliche Qualitätsverweigerer der Marke ATHANATOS oder ANDRAS, und erweisen sich nicht zuletzt mit "Rückkehr nach Asgard" als noch entbehrlichere Hägar- oder Wiki-Version von dem, was gemeinhin so unter dem Pagan- oder Viking-Bärenfell herumkreucht. Billiger Bombast, umgesetzt von musikalischen Hilfsschülern wie Wendehälsen, wenn auch wohl nicht der politischen Art, wiewohl sie auch dazu dumm genug wären. "Strike down the heathens", sangen einst ein paar ungleich ernst- und wahrhaftigere Comicfiguren namens METALIUM ...
Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.12.2010
Nico Laur
Holger "Lord Vincent Kain" Antol
Patrick Baumann
Holger "Lord Vincent Kain" Antol, Thomas
Thomas (accordeon)
CCP Records
59:09
29.10.2010