LOUI VETTON bemühen sich gar nicht erst, vorgefertigte Meinungen über Ska und angrenzende Stile zu widerlegen; vom Titel ihres aktuellen Albums bis zur Musik herrscht solide Genreprogrammatik: Bläser, Tempo, leicht verdauliches Textgut und vor allem Spaß am Abtanzen oder dem, was man auch immer tut, um sich zu solcher Musik zu bewegen. Den ollen Rastamähnen ist sie wohl zum Quarzen zu hektisch.
"Welcome To The Show", titelgetreue ein die-Massen-im-Sturm-Nehmer zu Beginn, steht nebst weiteren Hymnen im Sauseschritt ungleich Relaxterem wie "You Make Me Wanna Sing Along" gegenüber - Uptempo-Reggae und Entspanntes also."Funk With A Capital F" hat nichts mit dem ursprünglichen "grit" beziehungsweise Schmutz zu tun, der den Funk einst ausmachte, sondern nimmt allein über die schmatzenden Gitarrenanschläge Bezug zum Genre; ansonsten herrscht Sprechgesang und übliches Gebläse, wie man es von weit Schlimmerem her kennt, etwa aus piekfeinen Kaffeehäusern oder dem Shoppingzentrum beziehungsweise dessen Fahrstuhlbeschallung. Selbst wenn sie sich natürlich davon abheben, könnten LOUI VETTON gerade rhythmisch etwas flexibler zu Werke gehen, aber wie angedeutet wollen sie den Stilbruch nicht wagen. Dabei bietet das Genre sich durchaus für progressiveres Songwriting an, so man sich einen Bläsersatz nur ausreichend zunutze macht.
Lieber richten die Mucker sich in "Social Freakshow" mit geläufigen Argumenten gegen Internet-Exhibitionismus, dem gleichwohl auch sie selbst erlegen sind. Wenn sie dann doch einmal über den Strand von Jamaika hinwegblicken, kommt richtig cool Kantiges und Energie versprühendes wie "Zombies!" oder das ruppige "Thank You" dabei heraus. Diese Lieder heben "Postreggaeprecore" leicht über den Durchschnitt; mehr davon bitte beim nächsten Mal - dann vereinnahmt man auch bisherige Verweigerer, falls man es überhaupt darauf anlegt.
FAZIT: LOUI VETTON bieten dem Ska- und Punkfreund ein gefälliges und edel aufgemachtes Album im altbekannten Stil, keine Experimente oder Neuerungen und auch keine wirklich überragenden Songs. Verstünde die Gruppe sich eher auf sperriges Material, wie sie es gen Ende der Scheibe andeutet, spränge Größeres dabei heraus.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.12.2010
Heidi Vetton
Luk Vetton
Buzz Vetton
Ole Vetton
Luk Vetton (sax), Sherman Vetton (trumpet)
Abandon Records
50:53
12.11.2010