Der sogenannte SID-Metal von MACHINAE SUPREMACY ist zweifelsohne jederzeit für einen Verriss gut. Besonders Keyboard- und Synthiehasser können sich an diesen Samples, die nach Computerchips aus C64-Zeiten klingen, aufhängen. Ich schwanke so ein wenig zwischen davon-genervt-sein und es als eine belustigende Bereicherung des Sounds ansehend. Jedenfalls ziehen die Schweden konsequent ihr Ding durch, und das nun schon auf dem vierten Longplayer (wenn man den Soundtrack zu "Jets'n'Guns" nicht mitrechnet), der "A View From The End Of The World" betitelt wurde.
Auch hier kommt es sehr darauf an, ob das 8-Bit-Gepiepse dezent als eine zusätzliche Melodie-Anreicherung oder zur Solo-Unterstützung eingesetzt wird, was insgesamt nicht schlecht klingt, oder ob der entsprechende Song mit diesem Gedudel zu sehr zugekleistert wird. Manchmal entsinnen sich MACHINAE SUPREMACY darauf, dass sie tatsächlich eine Metal-Band sind und kommen mit wenigen Symthie-Anteilen aus. Bei anderen Stücken zuckt der Finger dagegen schnell zur Skip-Taste.
Das Songwriting-Geschick kann ich den Schweden aber nicht absprechen. Den Melodic Metal, der ihrem ureigenen Sound zugrunde liegt, gestalten sie recht abwechslungsreich und teilweise mit Hooklines und Melodien, die sich durchaus in den Gehörgängen breit machen können. In den Stücken, bei denen der Computer-Oldie-Klang klug und sparsam eingesetzt wird, finde ich mit dem Titeltrack, "Rocket Dragon", "Crouching Camper Hidden Sniper" und "Indiscriminate Murder Is Counter Productive" auch einige Anspieltipps. Es können aber nicht alle Songs mit guten Hooks oder mitreißenden Melodien aufwarten, so dass sich "A View From The End Of The World" qualitativ letztendlich nur im Mittelfeld platziert.
FAZIT: Der charakteristische Sound von MACHINAE SUPREMACY mit dem SID-Chip-Gedöns wird weiterhin die Geister spalten. Abgesehen davon wechseln sich auf "A View From The End Of the World" kompositorisch Licht und Schatten ab. Wer die Musik der Schweden aber früher schon mochte, kann sicherlich auch hier zugreifen.
Denen, die sich gerne erst mal einen umfassenderen Höreindruck von der Band machen möchten, sei die Homepage empfohlen, die viel frei verfügbares älteres Material bietet.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.12.2010
Johan Hedlund
Robert Stjärnström
Jonas Rörling
Andreas Gerdin
Niklas Karvonen
Spinefarm Records
62:05
03.12.2010