In Zeiten, in den auch im nordamerikanischen Death Metal immer öfter das Credo "Höher, schneller, weiter" an der Tagesordnung ist, verweigern sich die Urgesteine MALEVOLENT CREATION auf ihrem elften Studioalbum "Invidious Dominion" beharrlich allen modernen Strömungen und hauen ein Brett der alten Schule heraus, das in 36 Minuten keine Gefangenen macht und herrlich stumpf auf die Zwölf geht.
Die mal wieder line-up-technisch umgekrempelten Floridianer (neu sind Drummer Gus Rios und Gitarrist Gio Geraca) verzichten dabei weitestgehend auf melodische Leads, dafür jagt ein Killerriff das nächste und hier und da setzt es auch mal ein quietischiges Solo. Da man weitestgehend im oberen Geschwindigkeitsbereich agiert (lediglich in "Target Rich Environment" tritt man mal kurz auf die Bremse), ist der Gesamteindruck leicht thrashig, was in der Konsequenz Erinnerungen an SLAYERs "Reign In Blood" hervorruft, auch wenn "Invidious Dominion" letztlich Death Metal in Reinkultur ist. Aufgenommen und gemixt wurde das Album von Erik Rutan und der hat dem Ganzen einen natürlichen und kernigen Sound verpasst, was den Hörgenuss nochmals erhöht. Modernen Firlefanz wie getriggterte Drums und übersteuerten Breitwandsound hat man jedenfalls nicht zu befürchten.
Die Tatsache, dass kompromisslos nach vorne geprügelt wird, dürfte so manchen dazu verleiten, von Eintönigkeit zu sprechen. Das wird aber durch das effektive und eingängige Songwriting gekontert. So kann man "United Hate" nach einmal hören bereits problemlos mitbrüllen und Tracks wie "Slaughterhouse" und "Antagonized" lassen die Herzen von Fans klassischen Todesbleis höher schlagen. Langweilige Songs findet man auf "Invidious Dominion" jedenfalls keine, auch wenn die andauernde Höchstgeschwindigkeit dafür sorgt, dass man kurz mal den Überblick verlieren kann, welche Nummer denn gerade läuft.
FAZIT: Wem "Heaven's Venom", die neue Schlaftablette aus dem Hause KATAKLYSM zu langsam und melodisch geworden ist, sollte sich schleunigst mit "Invidious Dominion" befassen, denn hier regiert der Knüppel und nichts als der Knüppel. Unmodern, ohne Gefrickel, ohne Keyboards, ohne Melodien - dafür voll in die Fresse. Und für Vinyl-Liebhaber gibt es eine auf 500 Exemplare limitierte und nummerierte Gatefold-LP mit Bonustrack.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.08.2010
Jason Blachowicz
Brett Hoffmann
Phil Fasciana, Gio Geraca
Gus Rios
Massacre Records
36:00
27.08.2010