Sofern man mit stilistischen Scheuklappen unterwegs ist, sollte man am besten den Hintern, die Augen und die Ohren zusammen kneifen und schnurstracks an diesem Review vorbeimarschieren, denn die zweite Scheibe der Österreicher um Manuel Normal ist wie bereits das Debüt "Frontal" eher etwas für weltoffene Musikfans, die zudem mit Pop keine Probleme haben.
Irgendwo zwischen FALCO, EAV, RAGE AGAINST THE MACHINE, BEASTIE BOYS, 70er/80er Ösi-/Deutschrock, NDW, Punk, Liedermacher und 80er Old School Hip Hop braut der normale Manuel mit seinen drei Kumpanen und weiteren zahlreichen Mitmusikern ein wildes Gesöff zusammen, das man teilweise fast schon als trashig einstufen kann, aber gerade das macht das an sich ernste "De Wöd steht nimma laung" zu einem recht coolen, dualen Album. Hier wird sehr wahrscheinlich einfach nach der Devise "Ach komm, scheißt drauf, wir machen das jetzt einfach!" gehandelt. Und genau diese Spontaneität und Kompromisslosigkeit entwickelt viel Effektivität. Kompromisslos sind auch die Texte, denn Herr Normal ist ein Mann der klaren Worte. Wütend, schonungslos, bitterböse, zynisch und sarkastisch "motschgat" er mit breitestem Linzer Dialekt seine lyrischen Ergüsse in des Hörers Gesicht - Texte, die innen- und außenpolitisch deutliche Töne anschlagn, aber auch das ein oder andere gesellschaftliche Thema wird nicht gerade mit Samthandschuhen angepackt. Nichts also mit Kasperltheater oder dergleichen, denn den Normals ihr'n Manuel, "der hot wos z' sogn".
FAZIT: Für die eher engstirnige, puristische Klientel unserer Leserschaft wird "De Wöd steht nimma laung" in etwa so lecker sein wie Vogelscheiße im Bierglas beim Abhängen im Straßencafé. Der Rest hingegen hat seinen Spaß.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.03.2010
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Manuel Normal
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Tschesare (DJ) und a haufn ondere Leit, die i ned aufzöin mog...
Manuel Normal Records
54:17
05.03.2010