Ist das Pokerfieber nicht schon wieder abgeklungen? In der Schweiz scheinbar nicht, wie das kreative Cover vermuten lässt. Egal, der musikalische Inhalt von "All In" wirft viel wichtigere Fragen auf. Zum Beispiel, warum es diese CD überhaupt gibt. Muss jeder einigermaßen talentierte Sänger gleich ein Soloalbum aufnehmen, wenn er denn bereits eine angemessene Möglichkeit zum Ausleben seiner Passion in einer recht guten Hardrock- bzw. Metalband gefunden hat, so wie MARK SWEENEY bei CRYSTAL BALL? Und wenn er das denn schon tut (und hier sogar schon zum zweiten Mal), warum kommt dann solch lahmarschiger, strunzöder Hausfrauen-Rock dabei raus? Weshalb muss man schon bei "Line Of Fire" mehr an Trudes Romméclub, statt an eine Zockerhöhle denken? Wieso klingt das alles so nach Plastik? Wem schlafen bei "Still Alive" und "Leave It All Behind" nicht umgehend die Füße ein? Warum muss ein eigentlich knackiger Song wie "Gimme A Sign" mit einem ekligen Schunkelrefrain unschädlich gemacht werden? Wer soll sich eine kitschig-belanglose Nummer wie "Sinner" freiwillig zweimal anhören? Warum muss man sich bis fast ans Ende durchkämpfen, um mit "Chance" und (dem als Bonus deklarierten) "Demons" doch noch zwei recht annehmbare Rocksongs zu finden? Wem gehört das fliegende As vom Cover, hat der singende Eidgenosse doch höchstens eine Karo 7 und eine Pik 8 in der Hand, mit denen er das Heads Up ganz sicher nicht erreicht? Warum habe ich in der Dreiviertelstunde von "All In" nicht lieber eine Runde Mau-Mau gespielt?
FAZIT: Wie viele (und zumeist bessere) Alben dieser Art mag es wohl geben? Eine Million? Der Sänger einer mäßig erfolgreichen Melodic-Metal-Band nimmt ein Soloalbum auf, erfreut damit die eigene Familie und langweilt den Rest. Braucht - außer der Verwandtschaft halt - kein Mensch.
Punkte: 4/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.05.2010
Mark Sweeney
Pie Music
47:28
28.05.2010