Zurück

Reviews

Masterplan: Time To Be King

Stil: Melodic Power Metal

Cover: Masterplan: Time To Be King

So, Jørn Lande ist also zu MASTERPLAN zurückgekehrt, und die Freude bei der Anhängerschaft dieser "einzig wahren Bandbesetzung" kennt keine Grenzen. Voller Vorfreude erwartet man nun das erste Werk nach der Wiedervereinigung. Die Single "Far From End Of The World", die zweifelsohne als Appetizer auf den Longplayer dienen sollte, hatte nicht den erwünschten Effekt. Sie musste ordentlich Kritik einstecken, da die beiden vertretenen Songs kaum Akzente setzen konnten und zudem beide auch auf dem Album anzutreffen sind. Interessantes Zusatzmaterial enthielt man dem Hörer auf der Single vor. So konnte man ihre Veröffentlichung schlichtweg als überflüssig bezeichnen.

Wie sieht's nun mit dem Album aus, das auf den hochtrabenden Namen "Time To Be King" hört? Der Opener "Fiddle Of Time" ist schonmal besser als das, was man auf der Single vernehmen konnte. Auf einem mächtigen Up-Tempo-Groove wird eine eingängige und zielstrebige Hookline mit dezent nostalgischer Untermalung aufgebaut. Jørn gibt sein Bestes und das Gitarrenspiel entpuppt sich als äußerst vielseitig. Hätten Grapow & Co. den Höhepunkt noch besser thronen lassen, wäre es ein klasse Hit geworden. Für den Einstieg kann man aber nicht meckern. Das etwas melancholischere "Blow Your Winds" hat dann so überhaupt keine Reize, da sich selbst Jørn songbedingt ziemlich zurückhalten muss. Das von der Single bekannte "Far From The End Of The World" ist soo schlecht nicht. Es ist ein typisch treibender Power-Metal-Song nach MASTERPLAN-Strukturen und mit einem ganz passablen Refrain, doch wenn man die Messlatte bei Songs des Debuts oder "Aeronautics" ansetzt, kann er da eben nicht mithalten.

Der sakrale Choreinstieg des Titeltracks "Time To Be King" lenkt die Aufmerksamkeit kurz in episch-opulente Bereiche, bevor ein melodischer Power-Metal-Aufbau Einzug hält. Ich fühle mich hier einige Male an Kompositionen von DIO erinnert. Allerdings ist das Konstrukt mitunter ziemlich wirr. Etliche Wechsel, die wohl progressiv wirken sollen, sorgen eher für Unruhe und lassen keinen perfekten Musikfluss zu. So wird schon wieder Potential verschenkt. Auch "Lonely Winds Of War" ist Kennern der Single bereits geläufig. Hier wird mehr die emotionale Seite in den Vordergrund geschoben. Jørn singt im Grunde auch wie ein junger Gott, und die teils wieder stark auf nostalgischen Orgeltönen basierende Hauptmelodie hat irgendwie auch ihre Reize, doch wird hier etwas zuviel auf Bombast gesetzt, so dass das Stück leicht überladen wirkt. Auf einen wirklich durch und durch guten Song wartet man noch immer vergeblich. Einen Hauch weniger Bombast, aber dafür noch mehr Gefühl gibt es bei der intensiven Powerballade "The Dark Road". Dass man zwei ähnlich geartete Songs nacheinander platziert, halte ich für Unfug. Aber Jørns Gesang macht daraus eine hörenswerte Nummer für Anhänger der energetisch-emotionalen Klänge.

"The Sun Is In Your Hands" setzt auf eine Vielschichtigkeit, die ganz gut funktioniert. Power, Melodie und auch eine dezente emotionale Note werden in einem abwechslungsreichen Konstrukt gut miteinander vereint. "The Black Moon" gibt den Bombast-Elementen ziemlich freien Lauf und wird den Freunden des mächtigen Keyboard-Pomp sicherlich gefallen. Ich habe wieder ein leichtes DIO-Deja-vu, mag aber auch die Melodie dieses Songs. "Blue Europe" kann mit einer perfekten Balance aus Energie und Harmonie überzeugen, und auch die ausgefeilten Melodielinen und Jørns Gesang sind klare Pluspunkte. Und, nachdem MASTERPLAN über die letzten Songs gerade so richtig in Fahrt kamen und sich nochmal gehörig steigern konnten, erwartet man jetzt noch einen großartigen Ausstieg, doch den verhauen sie leider völlig: "Under The Moon" ist erneut eine Powerballade, aber ohne jeden Reiz. Es fehlen eine mitreißende Melodie und sogar der dringend benötigte gefühlvolle Touch.
Käufer der limited Edition dürfen sich noch auf einen Song namens "Kisses From You" freuen, der mir zur Rezension aber nicht vorlag.

FAZIT: Wer angesichts der Vorab-Single Schlimmstes befürchtete, kann aufatmen. Und wer bereits die Single mochte, wird vom Album begeistert sein. "Time To Be King" ist kein Reinfall geworden. Allerdings wird kein gleichbleibend gutes Level gehalten. Mit besserem Songwriting wäre hier noch einiges mehr drin gewesen. Jørn Lande rettet mit seinem fabelhaften Gesang ohnehin alleine den ein oder anderen Punkt. Ohne ihn hätte es möglicherweise düster ausgesehen. Insgesamt ist "Time To Be King" ein passables Power-Metal-Album geworden. An die großartigen ersten beiden MASTERPLAN-Alben reicht es aber nicht annähernd heran.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.05.2010

Tracklist

  1. Fiddle Of Time
  2. Blow Your Winds
  3. Far From The End Of The World
  4. Time To Be King
  5. Lonely Winds Of War
  6. The Dark Road
  7. The Sun Is In Your Hands
  8. The Black One
  9. Blue Europa
  10. Under The Moon

Besetzung

  • Bass

    Jan-Sören Eckert

  • Gesang

    Jørn Lande

  • Gitarre

    Roland Grapow

  • Keys

    Axel Mackenrott

  • Schlagzeug

    Mike Terrana

Sonstiges

  • Label

    AFM Records

  • Spieldauer

    45:01

  • Erscheinungsdatum

    21.05.2010

© Musikreviews.de