Erste Überraschung:
Da flattert einem ein Album im sommerlichen DigiPack mit seltsamem Gebetspose-Hundecover ins Haus, das nicht verschweißt, dafür aber auf andere Art versiegelt ist. Eine kleine Honigbiene verschließt es, die ganz vorsichtig, weil sie so süß ist, gelöst wird, damit man das kleine Schmuckstück öffnen und den Silberling entnehmen kann.
Zweite Überraschung:
Kaum hat man den Silberling in seinen Player geschoben, entdeckt man, dass nicht etwa nur zwölf Titel, wie auf der Rückseite angegeben, darauf sind, sondern fünfzehn. Hidden-Tracks? Nein, sofortige Entwarnung – jeder Titel enthält tatsächlich ansprechende Musik und keine minutenlange Stille.
Neugierig? Ich war’s auf jeden Fall. Und jeder Titel weckte bei mir noch mehr Neugier auf den nächsten. So sollten Alben wohl klingen – ja, so können Alben auch heutzutage klingen, selbst wenn man den Eindruck vermittelt bekommt, in die späten Sechziger oder frühen Siebziger zurückversetzt zu werden, als SANTANA gerade dabei war, Musikgeschichte zu schreiben. Und während der gute CARLOS heutzutage mit Grammys überschüttet und jede Menge namhafte Musiker um sich schart oder die Natur so ganz nebenbei immer mehr zerstört wird, setzen NATURAL BREAKDOWN ein Zeichen, das da lautet: Back to the roots – in der Musik und im Leben!
Da verwundert es dann auch nicht mehr, dass in ganz besonderen Momenten zwischen all dem Vogelgezwitscher und Wind- oder Wasserrauschen sogar ein JOHN LENNON grüßen lässt. Wer kennt es nicht, dieses „Give Peace A Chance“-Gefühl, das am Ende des 14. Titels von „All The Paths“ eindeutig geweckt wird? Wie der Song allerdings heißt, bleibt wohl für immer das Geheimnis von NATURAL BREAKDOWN.
Vielleicht erinnert sich aber auch noch jemand an die Zeit, als sich ein PETER MAFFAY, manchmal recht jämmerlich, an der Weltmusik abarbeitete und eine Vielzahl von Musikern aus aller Welt in sein Projekt einband, ganz ähnlich eben, wie es bereits PETER GABRIEL schon lange zuvor getan hatte. Bei diesen weltmusikalischen Versuchen hatte Maffay auch eine afrikanische Band - YOTHU YINDI - entdeckt, die ihre traditionelle Musik mit rockigen und poppigen Elementen vermischte und einige ausgezeichnete Alben hervorbrachte, die dank Maffay auch unsere europäischen Breitengrade erreichte. Sogar ein Didgeridoo klang dabei so selbstverständlich wie eine E-Gitarre. Ähnliches hört man von NATURAL BREAKDOWN, inklusive Didgeridoo. Nur dass hier noch zahlreiche zusätzliche Musikstile eingebracht werden: Latin Jazz, Gospel, Bluegrass oder Old-Soul zum Beispiel. Gut vorstellbar, dass demnächst sogar ein Peter Gabriel mit seinem Real-World-Label auf „All The Paths“ aufmerksam wird. Zumindest opfern die vier vom Geiste des Nada Yoga zutiefst durchdrungen Musiker hier jede Menge BLOOD, SWEAT & TEARS, während bei „Blind As The Sun“ sich sogar KING CRIMSONs Sonnenstrahlen widerspiegeln. Bleibt zu hoffen, dass mit dem zweiten Album von NATURAL BREAKDOWN nicht die Natur unter-, sondern der musikalische Stern des Quartetts aufgeht und ihr Glaube an den „allheilenden Geist“ auch bei uns Europäern Berge versetzt.
FAZIT „All The Path“ ist bei NATURAL BREAKDOWN Programm! Das Album klingt wie eine wilde Jam-Session von begnadeten Musikern, die so in ziemlich allen Spielarten, von der Worldmusic über den Folk und Blues bis hin zum (Post- & Jazz-)Rock, zuhause sind! Dazu gibt’s noch ein paar göttliche Botschaften und eine Honigbiene gratis – was will man mehr?
Das Album kann über Just For Kicks bezogen werden.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.01.2010
Gene Lantigua
Gene Lantigua, Eric WaldMan, Dan Farella, Vinnie Smith
Dan Farella
Vinnie Smith
Kelly Carvin (Gesang auf „Hope“), John Skehan (Mandoline auf „Carry Me“)
Eigenvertrieb / Just For Kicks
73:49
01.12.2009