Der Name NECROMANDUS wird sicher nicht nur mir unbekannt gewesen sein, aber Rise Above Mastermind Lee Dorian betätigt sich einmal mehr als Schatzsucher und zerrt dieses englische Seventies-Quartett wieder ans Licht der Öffentlichkeit.
Das ist natürlich nach all den Jahren immer eine heikle Angelegenheit, aber schon Tony Iommi war seinerzeit von NECROMANDUS so begeistert, dass er ihnen einen einjährigen Aufenthalt in Birmingham finanzierte und eine Bookung-Agentur nur für sie gründete. Gleichzeitig wurden NECROMANDUS von BLACK SABBATH bei der „Masters Of Reality“-Tour als Opener mitgenommen und unter Iommis Supervision „Orexis Of Death“ aufgenommen. Da BLACK SABBATH aber 1973 überwiegend in Amerika weilten, verschob sich der Release der LP auf Vertigo so lange, bis Gitarrist Baz Dunnery die Band verließ und damit ihr Ende einläutete. Tragischerweise sind alle Mitglieder von NECROMANDUS bis auf Drummer Frank Hall mittlerweile verstorben, ein Schicksal das verblüffenderweise ihren Ziehvätern erspart geblieben ist.
Vertigo veröffentlichte die LP dann zeitnah 2005, jetzt legt Rise Above eine um ein Live-Set aus dem Jahre 1973 erweiterte und remasterte Auflage vor, die gerüchteweise auch noch 40 Seiten Sleevenotes enthalten soll.
Eine Band muss sicher immer im musikalischen zeitlichen Kontext betrachtet werden, und in diesem sind NECROMANDUS eben keine aktuelle Band, die „so tut als ob“, sondern sie sind eines der Originale, eine der Vorreiterbands, die Progressive Rock, Metal und Grunge Jahre später erst ermöglicht haben. Auch wenn ihnen der große Erfolg verwehrt geblieben ist, ist „Orexis Of Death“, das verhinderte Debüt, doch ein beachtliches Werk zwischen Hardrock, progressiven Elementen und beinahe jazzrockigen Ausflügen in der phantastischen Gitarrenarbeit Barry Dunnerys. „Nightjar" erinnert gelegentlich an die in Vergessenheit geratenen STRAY zu ihren gleich benannten Debüt-Zeiten 1970, das folgende „A Black Solitude" begibt sich dann auf progressive Pfade, während die Gitarren-Phrasen in „Gypsy Dancer" im Jazzrock angesiedelt sind. Passend dazu der variable glasklare Gesang Bill Branchs, der in einigen Akzentuierungen und Melodien an BLACK SABBATH erinnert, wobei NECROMANDUS sonst aber wenig mit ihren Mentoren gemein haben.
Die abschließenden Live Aufnahmen vom 30. März 1973 im Casino zu Blackpool, die dem Titel das „& Live" eingebracht haben, zeigen dann, dass die Musiker nicht nur im Studio ihr Handwerk beherrschten, sondern auch live punkten konnten, aber das war bei damaliger überschaubarer Studiotechnik ja sowieso ein Muss. Gerade auf der Bühne erinnert das Gitarrenspiel Barry Dunnerys immer wieder an Robbie Krieger der DOORS, NECROMANDUS bleiben aber grundsätzlich eher den Studioversionen ihrer Songs treu, sie jammen und improvisieren hier nur im überschaubaren Rahmen.
FAZIT: Frisch aus der Mottenkiste ans Licht gezerrt wurde mit „Orexis Of Death" eine Scheibe, die Nostalgiker genauso erfreuen wird wie diejenigen, die auf der Suche nach den Ursprüngen und Wurzeln ihrer Musik sind. Die Aufnahmen sind kein offensichtlicher Klassiker im Sinne von BLACK SABBATHs „Paranoid", aber ein sicher nicht zu vernachlässigender Schnipsel in der Ahnenforschung.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.04.2010
Dennis McCarten
Bill Branch
Barry Dunnery
Frank Hall
Rise Above Relics
70:42
29.03.2010