NEOTEK? Nie gehört. Das Trio stammt aus Dänemark, besteht immerhin schon seit 1995, hat es aber bislang erst auf zwei Alben in den Jahren 1995 und 2005 gebracht. Nun erscheint mit dem plakativ betitelten "Sex, Murder & Rock'n'Roll" Silberling Nummer 3 und richtet sich vor allem an Freunde oldschooliger EBM/Industrial-Klänge à la FRONT 242 und LEÆTHER STRIP. Doch NEOTEK halten sich nicht ausschließlich in EBM-Sphären auf, sondern erweitern ihren Sound um Einflüsse aus dem Synthiepop, Industrial (in den ruhigeren Momenten NINE INCH NAILS nicht unähnlich) sowie aus dem britischen Electronica-Bereich, THE PRODIGY und CHEMICAL BROTHERS hört man auch heraus.
Gute Voraussetzungen also - sollte man meinen. Ein Problem ist, dass der betont unmelodische, raue Shoutgesang von Anfang an an den Nerven zerrt. Die aggressive Grundstimmung, die vorherrschend ist, verstärkt das negative Empfinden zusätzlich. Kaum ein Song krallt sich dadurch im Gehör fest, sieht man mal vom Opener "My Shiny 44" ab, der sich in bester "Falling Down"-Manier um den Amoklauf eines überforderten Typen dreht. Hinzu kommt weiterhin erschwerend, dass NEOTEK überhaupt keine eigene Linie haben. Abwechslungsreichtum ist ja grundsätzlich eine gute Sache, aber ein gewisser roter Faden sollte schon vorhanden sein. Positiv hervorheben kann man aber, dass "Sex, Murder & Rock'n'Roll" ziemlich energisch erschallt und selbst das extrem trashige Coverartwork hat einen gewissen Charme. Anspieltipps kann ich mir trotzdem sparen, denn so richtig hat mir wirklich kein Song gefallen.
FAZIT: Musik steht und fällt bei mir oft mit dem Gesang - im Falle von NEOTEK verdirbt mir dieser den Genuss sehr deutlich. Und da ich es grundsätzlich auch melodischer mag, ist "Sex, Murder & Rock'n'Roll" eine der seltenen Platten, denen ich so ziemlich gar nichts positives abgewinnen kann, wohl wissend, dass Fans solcher Klänge das grundlegend anders sehen werden, denn schlecht gemacht ist auch wiederum etwas anderes.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.01.2010
Jacob Neis, Henrik Jensen, Jens B. Petersen
BlackRain
51:30
27.11.2009