Es fällt schwer, den kauzigen Stilmix dieses polnischen Sixpieces zu definieren, denn NEURONIA sind diesbezüglich äußerst unberechenbar. Die Osteuropäer wühlen in der Teutonen-Thrash-Kiste á la SODOM und KREATOR, gerne auch in der US-Thrash-Box, und selbst Skandinavien-Thrash der Sorte INVOCATOR und ROSICRUCIAN steht auf dem Plan.
Gothic Metal? Todesblei? Moderne Elemente? Ebenso. SLIPKNOT-Grooves? Ham wa auch da. MOTÖRHEAD auf Crust? Kommt sofort. Grundsätzlich ist der Verfasser dieser Zeilen ja ein Liebhaber der Genre-Kreuzüberpraxis, und NEURONIA geben sich auch redlich Mühe, das Ganze homogen zu Songs zu verarbeiten und gar mit originellen Extras wie etwa der Sitar in „White Mouse“ aufzuwerten.
Der Grund, weswegen „Follow The White Mouse“ nicht so recht gefallen will, liegt eher an der Performance, weniger an den Stücken selbst. Gerade der doppelt besetzte Vocal-Sektor weist trotz sehr vieler Gesangsvarianten einige Defizite auf, und auch instrumental zieht es einem häufig sämtliche Körperöffnungen zusammen.
Tja, und auch rohen, organischen Sound weiß ich sehr zu schätzen und ziehe ihn den modernen Plastikproduktionen jederzeit vor, aber der des NEURONIA-Zweitlings ist oft verwaschen, dann schmerzt die Übersteuerung, und oftmals stimmt einfach das Lautstärkeverhältnis unter den Instrumenten nicht so ganz.
FAZIT: Kreatives Potenzial besitzt die Band ohne Ende, doch die sechs Herren sollten schwer an sich selbst arbeiten, denn hier werden deutlich Umsetzungsprobleme hörbar, die sich die Band sieben Jahre nach Gründung eigentlich absolut nicht mehr leisten kann und darf.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.05.2010
Dominik Bo?ka
Micha? Rogala, Ráfa? Lewandrowski
Tomasz Nowak, Maciej Nawro?
Micha? Pasternak
Eigenproduktion
32:50
20.03.2010