Zurück

Reviews

New Device: Takin' Over

Stil: Hard Rock

Cover: New Device: Takin' Over

Mit fett modernem Sound und eher klassischem Rocksänger, der auch in höheren Lagen brilliert, stürmen NEW DEVICE auf die Bretter. "Takin' Over" will nicht weniger als in die Arenen, und das hört man in jedem Song: Don't bore us, get to the chorus. DEF LEPPARD haben es einst vorgemacht.

Hymnen fürs Stadion mit zahlreichen dickbäuchigen Riffs wie auch Lead-Spielereien, die sich international nirgends verstecken müssen schreiben NEW DEVICE offenbar mit Leichtigkeit. Kalkül steckt dahinter, aber nichtsdestoweniger muss man dies auf solch hohem Niveau erst einmal fertigbringen. Sicher ist auch, dass man hier und dort Versatzstücke bereits gehört hat ("You've Got It Comin'" - zudem etwas zahnloses Ode an ein tolle "Görl"), und die Version, welche Danko Jones - um einen weiteren aktuellen Traditionsbewahrer als Gegenbeispiel zu bemühen - vom Classic Rock der späten Siebziger abliefern, tönt wesentlich rotziger und daher auch authentischer. Gut, NEW DEVICE haben indes eher das folgende Jahrzehnt im Visier; andererseits: was ist heute noch unverfälscht und unschuldig - gerade, wenn es um herkömmliche Gitarrenmusik ohne Forscherdrang geht, die nur unterhalten möchte? "In The Fading Light" nimmt seinen unzähligen Balladenvorgängern so auch nichts an Qualität, wie es ebenfalls keine Schippe draulegt. Da sich die Hörerpräferenzen über Jahrzehnte hinweg nur unwesentlich anders ausgeprägen und ohnehin in Zyklen wiederholen, funktionieren solche Muster immer, und im Augenblick stehen die Sterne gut für Gruppen wie NEW DEVICE.

Die drückenden und die verzückenden Songs - zwischen diesen zwei Polen wechseln die Musiker nach Gutdünken und sorgen im entsprechenden Rahmen für Abwechslung. Naturgemäß gefallen dem Männchen die harten, dem Weibchen die zarten Tracks. Was weniger pläsiert als zum Eindruck passt, einem auf Perfektion gestylten, lieblosen Produkt aufzusitzen, sind die lyrischen Plattheiten (beginnt bereits bei Songtiteln oder ach so hip ausgelassenen Buchstaben) und das millionste Totenkopf-Design des Plattenlayouts. Ausgerechnet eine deutsche Indieband hat in diesem Zusammenhang übrigens den besten Spruch seit langem auf ein Leibchen gedruckt: "Every band needs a skull shirt". Darin lässt sich prima zum flotten "Until The End" abgehen, zu "Moth To The Flame" das Feuerzeug oder neuerdings Handy ins Auditorium halten, und während "Seven Nights, Seven Bodies" fällt einem ein, dass das vor allem amerikanische hart-zart-Schema auch in England zu funktionieren scheint. Die Insel mag in letzter Zeit wieder Zeug wie BON JOVI, vor welchen NEW DEVICE auch schon zocken durften - legitim, denn eine bessere Zielgruppe als die des ollen Jon fällt auch dem Rezensenten kaum ein.

FAZIT: Hittiger Rock mit moderner Produktion und Fuß in den Eighties, dazu massive Riffs aus dem Lehrbuch, was auch für die Kompositionspattern gilt. Kalkuliert, hochglänzend und mit wirtschaftlichem Verständnis haben NEW DEVICE ein Album eingespielt, das jedem Breitwandrock-Fan gefällt, ohne künstlerische Ambitionen zu hegen. PINK CREAM 69 treten national kürzer - hier ist die britische Alternative. Rock als Rebellion hat aber in ihrem Fall Sendepause … etwas für die zum-Feierabend-in-Schale-Schmeißer …

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.08.2010

Tracklist

  1. Make My Day
  2. Never Say Never
  3. You've Got It Comin'
  4. In The Fading Light
  5. On Fire
  6. Pedal To The Metal
  7. Until The End
  8. Moth To The Flame
  9. Seven Nights, Seven Bodies
  10. Heaven Knows
  11. Hope Is Not Enough
  12. No One Does It Better Than Me

Besetzung

  • Bass

    Andy Saxton

  • Gesang

    Daniel Leigh

  • Gitarre

    Gaz Bolan, Shane Lee

  • Schlagzeug

    Rozzy Ison

Sonstiges

  • Label

    Powerage / Soulfood

  • Spieldauer

    45:44

  • Erscheinungsdatum

    19.09.2010

© Musikreviews.de