Den Stil der NEW IDEA SOCIETY zu beschreiben fällt einigermaßen schwer. Für eine Synthie-Pop-Band sind zu viele andere Einflüsse dabei, für Shoegaze/Wave ist es eigentlich zu poppig und Singer/Songwriter lässt eher an die akustischen Seiten des Musizierens denken. Dabei ist der Kopf hinter NIS Gitarrist und Sänger Mike Law. Auch wenn nach außen hin diverse Keyboards eher auffallen als die Gitarrenarbeit, und mit QUICKSANDs Alan Cage ein semi-populärer Drummer verpflichtet wurde.
Gibt man allerdings die Vorbilder der Band an, wird die Sache schon klarer. Aus eigenem Antrieb werden NEW ORDER, P.J. HARVEY, ECHO & THE BUNNYMEN und, höchst erstaunlich, WOODY GUTHRIE genannt. Wobei der Einfluss der erstgenannten Band der größte sein dürfte. Doch fehlt der nächste Nachbar: THE CURE. Leicht jetzt zu vermuten, dass die 80-er des vergangenen Jahrhunderts überhaupt eine wichtige Rolle für die junge Band aus Brooklyn spielen. Aber was HURTS billig und erfolgreich war/ist, sollte NIS nur recht sein. Wobei auf retrograde Originaltreue keinen Wert gelegt wird. Dennoch klingt „Somehow Disappearing“ wie ein hervorragendes Tribut im modernen Gewand an THE CURE, zwischen „Pornography“ und „Wish“. Oder besser gesagt wie eine gelungene Interpretation jener Stimmungen zwischen düsterer Melancholie und vorsichtigem Aufbruch Richtung Tanzfläche. Deshalb sind NIS auch einiges davon entfernt eine nachgelassene Kopie zu sein. Aber Mike Law als Ziehsohn von Robert Smith: das hätte was…
Ziemlich beeindruckend beginnt das Album mit dem hochmelodischen „All Alone“, das neben elegischem Pianoeinsatz auch einen Hauch STOOGES „Raw Power“ verpasst bekommt. Glänzender Einstieg, der die Messlatte für das Restwerk ziemlich hoch legt. Ein bisschen zu hoch, auch wenn es keine wirklichen Ausreißer ins Tal der Tränen gibt. Die nächsten Stücke empfehlen sich als peppige, rhythmisch akzentuierte Songs, die auch mal ein bisschen in COLDPLAY-Gewässern fischen („Autumn You“). Das ist auf unspektakuläre Weise höchst unterhaltsam und von Mike Law mit nachdenklichen Lyrics versehen. Seine helle, leicht brüchige Stimme konterkariert depressive Anwandlungen und lässt glücklicherweise Robert Smiths gelegentliches weinerliches Pathos fast komplett vermissen.
Weitere Highlights sind „Sing It Right“, die offensichtlichste New Wave-Verbeugung; das melodramatische „If You Slip Under“, das direkt aus „Pornography“ gefallen sein könnte und das kurze Instrumental „Szép Szív“. Mit „Come Inside“ findet „Somehow Disappearing“ einen adäquaten, besinnlichen Ausklang für eine schöne, abwechslungsreiche Dezemberplatte…
FAZIT: So ganz neu ist das, was die NEW IDEA SOCIETY präsentiert, nicht. Doch wie sie mit den Vorgaben umgehen, kann sich hören lassen. Viel Elektronik, aber durchsetzt mit filigranen Pianopassagen und begleitet von echtem Trommeln, ein guter Touch New Wave, ganz viel Popappeal, ohne ins allzu Seichte abzurutschen, manchmal tanzbar und immer beschaulich. Da wird einem auch im tiefen Winter warm ums Herz. Und macht Lust darauf, die Ahnen wieder mal hervorzukramen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.12.2010
Michael DiBenedetto
Mike Law
Mike Law
Chris DeAngelis
Alan Cage
Shiny Shoes/Cargo
43:26
03.12.2010