Mit Namedropping ist das ja schon so 'ne Sache. So werden NO HAWAII aus Nicht-Hawaii, genauer gesagt aus dem schwedischen Göteborg, mit solch legendären Bands wie TOOL, THE MARS VOLTA, NEUROSIS und ISIS in einen Topf geworfen, und einer meiner Bekannten wirft treffend BREACH und POISON THE WELL dazu.
Im Falle dieses Fünfers passt das allerdings wenigstens mal so richtig, zumindest was den stilistischen Rahmen des Debüts angeht. Da findet man Alternative-, Hardcore-, Posthardcore-, Psychedelic-, Metal- und Prog-Versatzstücke in den neun Songs, die immer wieder mal an eben jene Gruppen erinnern. Doch NO HAWAII sind alles andere als Trittbrettfahrer oder Wellenreiter, denn auch wenn deutlich ist, wessen Fans die fünf zu sein scheinen, ist der kompositorische Ansatz komplett anders – und bei ein paar der genannten Acts muss man sogar feststellen, dass das Quintett seine Sache gelegentlich um einiges besser, raffinierter, intensiver und interessanter als diese darbietet.
Psychotische Riffs blasen einen beinahe um, fragile und bezaubernd funkelnde Klangkristalle laden zum Bestaunen ein, übelste Aggression und Nervosität sorgen für Zerstörung, atmosphärische Parts lassen einen schweben, Crescendi wie in „Isaul“ bergen eine unerträgliche Spannung in sich, und jede einzelne der Komponenten wird bis ins Extrem ausgereizt.
Die musikalische Variabilität schlägt sich obendrein noch in Jamil Pannees Vocalarbeit nieder. Der Kerl wütet, leidet, säuselt entrückt, hasst, liebt, verausgabt sich praktisch bei jedem Gefühl, und in Einheit mit der Musik entsteht dadurch ein tödliches Geschoss, das jeden Kritiker niederstreckt. Carlos Sepúlveda (ex-PSYCORE) sorgte zudem noch mit seinen Producer-Fähigkeiten dafür, die Effizienz dieses Geschosses zu perfektionieren.
FAZIT: Besser hat in den letzten achtzehn Monaten kaum einer die in Frage kommenden Zielgruppen befriedigen können. Es gibt bei „Snake My Charms“ ehrlich gesagt absolut gar nichts, was bemängelnswert wäre. Nur aufgrund meiner derzeit noch immer anhaltenden ungebremsten Euphorie traue ich mich im Moment nicht, noch mehr als dreizehn Nupsis zu vergeben. Nennt es Unberechenbarkeit, Punkteinflation, was auch immer. Oder nennt es einfach eine natürliche Reaktion auf eine wahnsinnig geile Platte.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.07.2010
Erik Ward
Jamil Pannee
Jonas Pannee, Carlos Ibarra
Gustaf Albinsson
Sound Pollution
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25.06.2010