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Reviews

Noctem: Divinty

Stil: Extrem-Metal

Cover: Noctem: Divinty

Die Spanier NOCTEM mögen Pseudonyme und mythologische Texte, stecken aber mit beiden Beinen im hyperschnellen, rifflastigen Death Metal. Das macht sie BEHEMOTH und deren Nacheiferern nicht unähnlich.

“Atlas Death" steckt Claims auf amerikanischem Boden ab, wohingegen der zweite Track die Brücke zum dezent melodischen nordischen Geschredder schlägt und bisweilen auch thrashiger kann. Damit hat die Gruppe bereits alle Variationen ihres Stils ausgereizt. Cleane Passagen wie am Ende von "Realms in Decay" oder im Zwischenspiel "In the Aeons of Time" sind da nur Verschönerungen - im Falle der grindig grunzend ausgefallenen Würgeparts auch Verschlimmbesserungen. Versuchen die Musiker es episch und mit auf mehr Talent schließen lassenden Solos beziehungsweise Leads wie in “The Call of Oricalco's Horn", kratzen sie dennoch nicht am bisherigen Referenzalbum in diesem Bereich: KEEP OF KALESSINs Armada, nach welchem die Norweger sich bekanntermaßen auch zunehmend im schwachen Selbstkopieren ergangen haben und es immer noch tun. Der Grund für die Zweitrangigkeit - NOCTEM fehlt es an Ausstrahlung, vor allem gesanglich. Dabei komponieren sie an manchen Stellen durchaus mitreißend, wo sie anderswo der Stakkato-Einfallslosigkeit auf den Leim gehen.

"Across Heracles Towards" ist allerdings ein Prachtexemplar ihres Stils: abwechslungsreiches Gitarrenspiel und ausdrucksvolle Vocals. Wo in ihren Liedern die Hooks nicht fehlen, vermisst man auch sonst nichts, denn die Produktion ist generell für diesen Sound nahezu perfekt ausgefallen - nicht bassarm zwar, aber das Instrument hätte man präsenter platzieren sollen; die Drums hingegen verärgern nicht mit der üblichen Kunstpatina, welche viele Knöpfedreher vor allem den Becken überziehen. Die zweite Hälfte der Scheibe trifft sogar häufiger ins Schwarze als die erste. Belege dafür sind "Necropolis of Esthar's Ruins" und das mit Synthetik-Orchester ausklingende Titelstück (am Ende der Platte seltsamerweise in fast gleicher Form als Bonustrack enthalten, nur ohne Streicher). Geht es richtig rasch zur Sache, klingen Derwische wie QUO VADIS oder ARSIS an, die sich bekanntermaßen alle die Zähne am Vermächtnis von Evil Chuck ausbeißen und dessen Fähigkeit, unsterbliche Klassiker zu schreiben, nie besessen haben. Das gilt auch für NOCTEM: statt allgemeingültiger Metalsongs für die Ewigkeit hört man bei ihnen eine Weiterführung in streitbare und demnach nur für Geschmäckler gefällige Bereiche: sperrig, verschachtelt, weitgehend uneingängig und thematisch abstrakt; persönlich unnahbarer, da mit Schwarzmetallischem liebäugelnd.

FAZIT: NOCTEM sind gute Musiker und spielen zu gleichen Teilen mit Kopf und Bauch. Damit dürfen sie sich manch richtig guten Genresong in Sachen Tod und Schwarzbrot aufs Kerbholz wetzen. "Divinity" mag nicht sonderlich flexibel klingen, doch das gilt auch für andere Gruppen in diesem Spannungsfeld und deren Kompositionen. Wem bei Überschall die Ohren nicht zugehen, der sollte selbige auch hier riskieren; er könnte eine Lieblingsband aus der zweiten Reihe entdecken.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.06.2010

Tracklist

  1. Atlas Death
  2. In the Path of Heleim
  3. Realms in Decay
  4. The Sanctuary
  5. The Call of Oricalco's Horn
  6. Across Heracles Towards
  7. In the Aeons of Time
  8. Necropolis of Esthar's Ruins
  9. Divinity
  10. Religious Plagues
  11. Under Seas of Silence
  12. Divinity (Bonus)

Besetzung

  • Bass

    Ul

  • Gesang

    Beleth

  • Gitarre

    Exo, Alasthor

  • Schlagzeug

    Darko

Sonstiges

  • Label

    Noisehead Records

  • Spieldauer

    45:19

  • Erscheinungsdatum

    20.04.2009

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