Bei der 2008er Auflage des Party.San Open Airs war es der floridianischen Death Metal-Legende OBITUARY vergönnt, als finale Band das Festival zu beschließen. Ein etwas undankbarer Job, wie man auf dem vorliegenden Mitschnitt des Auftritts sehen kann. Denn nach der hartmetallischen Dauerparty war das Publikum offensichtlich zu erschöpft, um nochmal alles zu geben und der Band selber gelang es trotz einiger Uralt-Kamellen in der Setlist auch nicht mehr, die letzten Reserven zu mobilisieren. So sah man nur vereinzelt Matten fliegen, es waren deutliche Lücken im Publikum sichtbar und zwischen den Songs blieb es erschreckend ruhig, richtig gute Stimmung kam während des Sets nie auf. Die lausige Kälte - man sieht deutlich die Atemwolken der Musiker - dürfte ihr Scherflein dann noch beigetragen haben.
Angesichts von Songs wie "Find The Arise", "Chopped In Half" und "Turned Inside Out" dürfte aber zumindest den Langzeit-Fans von OBITUARY warm ums Herz geworden sein. Starke Nummern jüngeren Datums wie "Face Your God" oder "Evil Ways" rundeten die Setlist an diesem Abend ab. In Sachen schleppend-groovigem Death Metal macht der Fünfer auf der Bühne auch nach 25 Jahren noch eine gute Figur, auch wenn die Herren inzwischen an Körperfülle zugelegt haben. Sänger John läuft unruhig auf der Bühne herum und schüttelt seine lange Lockenmähne und auch die anderen Musiker zeigen ein gutes Maß an Aktivität, besonders Drummer Donald hat offensichtlich Spaß an seiner Arbeit. Ralph Santolla soliert mehr, als man es von OBITUARY auf Platte gewohnt ist, während Peres' Gitarre richtig schön cruncht. Überhaupt ist der 2.0-Sound ziemlich gelungen, einerseits klar und deutlich, andererseits ausreichend dreckig und roh. Nach 52 Minuten ist zunächst Schicht im Schacht, die Zugaben beginnen mit einem Schlagzeugsolo, das erstaunlich gut ankommt. "Slow Death", bei dem John mittrommmelt sowie der Klassiker "Slowly We Rot" beenden das unterhaltsame Set.
Allzu viel fürs Auge wird allerdings nicht geboten. Die Band ist zwar beweglich, aber nicht unbedingt mitreissend, Pyros gibt es keine und das Backdrop mit dem Cover des "Xecutioner's Return"-Albums ist auch nicht sonderlich ansehnlich. Die Bildqualität geht meist in Ordnung, ab und zu wird es aber leicht unscharf, die Schnitte sind phantasielos und erscheinen willkürlich. Neben dem 66-minütigen Gig gibt es auch ein wenig Bonusmaterial, das besteht aus einem klanglich miserablen Mitschnitt eines Songs aus irgendeinem Club, außerdem darf man der Band eine gute halbe Stunde lang im nett ausgestatten Proberaum zusehen. Weltbewegend geht sicher anders.
FAZIT: "Live Xecution" ist alles andere als ein Referenzwerk, denn viel wird hier nicht geboten. Der Festivals-Gig geht zwar von dem, was auf der Bühne geschieht, her in Ordnung, ein Triumphzug ist die Show aber wie gesagt nicht. Und da auch das Bonusmaterial eher was für Fans der Band ist, beschränkt sich eine Kaufempfehlung auch auf eben diese Gruppe.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.02.2010
Frank Watkins
John Tardy
Trevor Peres, Ralph Santolla
Donald Tardy
Regain Records
97:00
18.12.2009