In den letzten Monaten erlebt der technisch-extreme Metal-Sektor wieder einmal quantitativen Aufwind. Optimal für die Niederländer, die ihren zweiten Brachialmathematikkurs auf die Menschheit loslassen.
Dieser ist alles andere als schwach und wird denjenigen, die sich bei MESHUGGAH, TEXTURES, PERIPHERY, ION DISSONANCE, TESSERACT, aber auch bei frickeligeren NEVERMORE die Sabber aus den Mundwinkeln wischen müssen, mit großer Gewissheit punkten. Hier und dort wird vielleicht mal etwas todesbleierner gebrettert, und diverse Prog-Passagen sind noch etwas progrockiger als bei TEXTURES, doch ansonsten ist die Marschrichtung klar zu bestimmen. Auch die alternierenden Gesangsstile und die fette, differenzierte Produktion sind im Paket inklusive.
Was in diesem Paket allerdings nicht im Lieferumfang enthalten ist, ist die Überraschung, das gewisse Etwas – etwas, was sich von den Genrekollegen abhebt. Mensch, die Musiker – unter anderem von DISAVOWED und ARSEBREED – sind unfassbar gut und lassen dem Technikfreak mehr als einmal die Kinnlade hinunterklappen, doch wo ist die eigene Handschrift inmitten all des Gehirnwindungenverknotens?
FAZIT: Qualitativ bewegt sich „Point Of Infinity“ auch in puncto Songwriting in ganz hohen Regionen, doch es liegt an den Erwartungen jedes Einzelnen, ob ihm die Tonträger der Einflussgeber genügen oder ob er eine zwar gute, aber letztendlich identitätsarme OBSIDIAN-Scheibe benötigt. Ich selbst habe nach einer einstelligen Anzahl von Durchläufen genug gehört.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.10.2010
Gerben Van Der Bij
Robbe Kok
Simon Lawford, Sjak Kassies
Melle Kramer
Candlelight Records
44:42
25.10.2010