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Oli Kuster Kombo: Flokati

Stil: Jazz

Cover: Oli Kuster Kombo: Flokati

Undogmatisch und durchaus breitenwirksam spielt die OLI KUSTER KOMBO ihren Jazz, der übrigens - so als Warnung vorab für die Mehrheit der Leser dieser Seiten - ohne Fusion-Elemente und durchweg akustisch daherkommt. Fahrstühle benutzen dennoch andere, denn dieses Quartett sorgt für spannende Beschallung, die für einen Supermarkt viel zu schade wäre.

Den spinnerten Songtiteln zum Trotz mutet "Flokati" nicht avantgardistisch an, obschon man sich wie bereits angedeutet auch nicht eben bequem dazu auf einem dieser hässlichen Siebziger-Teppichdinger fläzen kann. Der namensgebende Track ist zufälligerweise recht balladesk, doch davon ab gestaltet das Hörvergnügen sich definitiv als solches, und zwar anhaltend spannendes. "Palagnedra" baut sich in seiner Kürze vom Pianoschmeichler zum expressiven Klarinetten-Lamento auf, bei welchem man Bucher förmlich schwitzen sehen kann. Die ersonnenen Melodien könnten bisweilen von Miles Davis ersonnen worden sein ("Herbik")

Die brillanten Klarinettenparts sind das eigentliche Salz in der KUSTERschen Suppe, denn wo das selige E.S.T. - um den wohl populärsten Jazzverbund mit Massenappeal der letzten Jahre zu nennen - auf Bläser verzichtete und seinen Mainman an den Tasten in den Vordergrund rückte, lässt der Leader der KOMBO seinen Mitstreitern die Räume offen. Das mag weniger "hittig" sein wie bei den Schweden, dürfte bei Traditionalisten wie Neuentdeckern gleichermaßen dafür umso mehr Zuspruch finden. Zwei mögliche Melodieinstrumente - da gibt es beim Hören vieles zu entdecken, etwa die lyrischen "Brot" und "Kürzer" oder im kantigen Thelonoius-Monk-Stil gehaltenes wie "Schmutz". Bassist Beyeler kommt vielleicht ein wenig zu kurz, sieht man von seiner vordergründigeren Position im vorletzten Tune ab. Wäre vielleicht doch zuviel des Guten gewesen, denn viele Solisten verderben den Brei ebenso wie sinnfreies Modalgeplätscher.

FAZIT: Die OLI KUSTER KOMBO arbeitet mit griffigen Motiven, ohne direkt auf den Mainstream zu schielen. Damit beweist sie, dass Jazz nicht allein alten Grantlern vorbehalten ist, und das "nur für Musikprofessoren"-Klischee lassen wir ohnehin einmal außen vor. "Flokati" bietet schlicht modernen Jazz für besondere Stunden (wenn man vordergründig "Rocker" ist wie unsere Klientel) beziehungsweise das Exempel für Aktualität und Frische innerhalb der immer wieder totgesagten Stilistik.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.11.2010

Tracklist

  1. Rothorn Kulm
  2. Capcom
  3. Blank
  4. Palagnedra
  5. Herbik
  6. Flokati
  7. Tvt
  8. Kreg
  9. Rucolac
  10. Le Day
  11. Brot
  12. Kürzer
  13. Schmutz
  14. Cetonia Aurata
  15. Klembowski

Besetzung

  • Bass

    Lorenz Beyeler

  • Schlagzeug

    Dominic Egli

  • Sonstiges

    Oli Kuster (p), Jürg Bucher (clarinets)

Sonstiges

  • Label

    Unit Records

  • Spieldauer

    55:45

  • Erscheinungsdatum

    19.11.2010

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