OMEGA! Das waren für uns im Osten immer die PINK FLOYD aus Ungarn. Eine Alternative eben, die man mit etwas Glück auch für seine Alu-Chips in der DDR erwerben konnte. Dafür nahmen wir auch gern in Kauf, dass ungarischer Gesang ein wenig den Höreindruck schmälerte. Denn zu dem Zeitpunkt wussten wir Zonen-Kinder ja noch nicht, wie schrecklich die englisch gesungenen LP-Ausgaben der Ungarn klangen, gegen die alle „denglischen“ Frank-Bornemann-Elaborate aus dem Hause ELOY wahre Offenbarungen waren. Das war so … und ich muss sagen, irgendwie ist alles beim Alten geblieben. Zumindest was dieses Neugier-Gefühl und das schreckliche „Ungenglisch“ betrifft, wenn man irgendwo im musikalischen Allerlei vernimmt, dass OMEGA ein Album veröffentlicht. Das muss man einfach haben – nur nach fast 50 Jahren Bandgeschichte taucht eine „Rhapsody“ auf, die mich nicht nur nachdenklich, sondern auch ziemlich erschüttert zurück lässt.
Ja – richtig gelesen! 2012 begehen OMEGA ihren 50. Geburtstag. Und das muss doch ordentlich gefeiert werden. Womit? Natürlich mit einem „neuen“ Album, das eigentlich doch nur ein altes Best-Of-Scheibchen ist, bei dem die Titel neu eingespielt und mit extrem schwülstigen Orchester-Bombast zugekleistert wurden. Dessen nicht genug, wird gleich noch angekündigt, dass diese „Rhapsody“ erst der erste Teil einer geplanten Trilogie ist. Bitte nicht, denn was hier geboten wird, ist der senile Abgesang einer in die Jahre gekommenen Kapelle aus Ungarn, die ihren 50. Geburtstag besser im musikalischen Altersheim statt auf einem digitalisierten Silberling feiern sollte!
Unfassbar erscheint da garantiert jedem Hörer, dass OMEGA im Jahre 1977 mit ihrem faszinierenden Album „Idörablo (Time Robber)“ PINK FLOYD samt „Animals“ den Rang in den LP-Charts ablief. Sogar ihr 1970 veröffentlichter Titel „Gyöngyhhajú Lány (Pearls In Her Hair)“ war zu einem Welthit geworden, den die SCORPIONS beispielsweise als „White Dove“ coverten. Platin- und Goldstatus pflasterten vielfach den Weg ihrer etwa 50 Millionen verkauften Tonträger.
Doch nun werden die musikalischen Pflastersteine in der „Rhapsody“ herausgerissen und durch einen sich in jede Ritze setzenden, sanft fließenden und ohne jegliche Ecken und Kanten besitzenden, grauen Asphalt verwandelt. Der Straßen-Glattmacher ist das klassische Orchester, die Stampfer und jegliche Lücken-Schließer die Band selber, während als holprige Kieselsteinchen der schlechte englische Gesang darüberrollert. Jeder Song eine pathosschwangere Hymne, bei der man die Arme gen Himmel strecken und mit tränenüberströmtem Gesicht die Beichte für alles ablegen will, was man in seinem Leben nie angestellt hat. So fließen an einem die Songs von über vier Jahrzehnten wortwörtlich in einem Band-Orchester-Guss vorbei, der aus einem bis dato unbestrichenen Stück Brot nach dem Hören sofort eine Schmalzbemme macht. Allerdings komplett ohne Salz und Gürkchen.
Am Ende empfinde ich das Album nicht mehr als symphonische Best-Of-Variante von OMEGA, sondern als bombastischen Bockmist, der selbst aus Titeln, die ich in ihrem Original einst leidenschaftlich geliebt habe, weinerliche Anbiedersongs macht.
Für mich zumindest die bisher größte Enttäuschung des Jahres 2010!
FAZIT: Eigentlich waren OMEGA immer eine Legende aus Ungarn, die mal in den Gefilden von PINK FLOYD oder des Space-Rocks wilderten und damit riesigen Erfolg hatten. Mit „Rhapsody“ wollen sie nun unbedingt beweisen, dass man gemeinsam mit einem 70-köpfigen Symphonie-Orchester die alten Titel in ein klassisches Gewand kleiden kann. Am Ende kommt jedoch kein königliches (Kleidungs-/Musik-)Stück, sondern eine Vogelscheuche dabei heraus.
Punkte: 3/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.11.2010
Miklós „Miki“ Küronya
János „Mecky“ Kóbor
Tamás „Tamas“ Szekeres
Zsolt „Zsolti“ Gömöry
Ferenc „Zicky“ Debreczeni
Edwin Balogh, Tamara Bencsik & Bea Tisza (Background Vocals), Ungarisches Symphonie-Orchester
Edel Germany GmbH
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29.10.2010