„Blackwater Park“ war für OPETH nicht nur der lang verdiente Schritt ins Rampenlicht der Metalpresse, sondern für manchen Progger auch der Sprung über die Klippe in rauere, brutalere Sounds, die weder den klassischen Prog-Rock-Hörer bedienten, noch den Melodic-Metaller mit Hang zum Komplizierten. Mittlerweile gehören Mikael Åkerfeldt & Co zu den einflussreichsten Metal-Bands des Planeten und haben sich trotz eines beachtlichen finanziellen Erfolges von ihren künstlerischen Visionen nicht verabschiedet.
Åkerfeldt zählt „Blackwater Park“ nicht zu seinen besten Werken in Bezug auf Kreativität, Sound und das spielerische Niveau. Aber, und da spricht er vielen Fans wohl aus der Seele, dieses fünfte Album der Bandgeschichte hat das gewisse Etwas. Einen Charme, den man nicht so recht benennen kann. Zwar verbanden die Schweden schon damals progressive Ansätze mit knallhartem Death Metal und bluesigen Instrumentalpassagen, doch waren „Ghost Reveries“ und „Watershed“ vom kreativen Gesichtspunkt her viel extremer und vielschichtiger. Aber was soll’s. Die moderige Atmosphäre, die gewaltigen Riff-Konstruktionen und Spannungsbögen reißen neun Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung immer noch vom Hocker.
Alles gute Gründe also, „Blackwater Park“ zum zwanzigjährigen Bandjubiläum wieder auszugraben und in ein Gewand zu stecken, das es sich redlich verdient hat. Das remasterte Album wurde um einen Live-Bonus-Track („The Leper Affinity“) erweitert, der nicht spektakulär ist, aber immerhin etwas von Åkerfeldts beklopptem Bühnenhumor rüberbringt („I am the Eros Ramazzotti of Sweden“). Herzstück der Neuveröffentlichung ist ein 5.0-Surround-Mix auf DVD, der, eine entsprechende Beschallungsanlage vorausgesetzt, neue Facetten der seit Erscheinen von „Blackwater Park“ bereits tausendfach gehörten Songs hervorzaubert. Die Riffs und die Growls umkreisen den Hörer, wobei genau darauf geachtet wurde, die Tracks nicht mit Raumklang-Effekten zuzukleistern. Im Ernst, man hört „Blackwater Park“ noch einmal mit ganz frischen Ohren, beinahe so wie damals vor neun Jahren, als man das Original in den CD-Player eingelegt hatte.
Auf der DVD befindet sich noch die knapp 35 Minuten lange Dokumentation „The Making Of Blackwater Park“. Man besucht die Band bei den Aufnahmen im Studio, erfährt, dass Åkerfeldt sich nicht als Band-Diktator sieht, sondern bloß als die antreibende Kraft, welche den Ideen der Mitmusiker genügend Raum zur Entfaltung bietet. Auch Steven Wilson kommt zu Besuch, der das Album nicht nur produzierte, sondern auch Gesang, Gitarre- und Pianospiel beisteuerte. Åkerfeldt outet sich als Fan des PORCUPINE TREE-Chefs und bezeichnet ihn als sein musikalisches Idol und PORCUPINE TREE als eine der ganz wenigen aktuellen Bands, die er noch mit Interesse verfolgt. Das sind alles keine sensationellen Neuigkeiten, aber da sich die Band vor der Kamera sehr sympathisch gibt, ist diese Doku durchaus als sehenswert zu bezeichnen.
FAZIT: Eine gelungene Neuveröffentlichung, deren Herzstück die Raumklang-Version des ursprünglichen Albums darstellt. Das im Original eher spartanische Booklet wurde durch haufenweise frisches Bildmaterial von Travis Smith aufgewertet und in einem sehr hochwertigen Digibook verpackt. Kaufenswert!
Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.04.2010
Martin Mendez
Mikael Åkerfeldt
Mikael Åkerfeldt, Peter Lindgren, Steven Wilson
Steven Wilson
Martin Lopez
Steven Wilson – Gesang (auf „Bleak“, „Drapery Falls“)
Music For Nations/Sony Music
76:38 + 35:00 Doku
26.03.2010