Dust On The Tracks verärgern als relativ neues Label gleich mit dem relativ unnötigen Re-Release zweier weiterhin mit wenig Mühe leicht erhältlicher Alben der Progger PANTOMMIND. Nicht dass die Truppe irrelevant wäre - es ist die billige Aufmachung, die stört, denn eine schnöde Papphülle für zwei CDs zum Einschieben mit lieblos gestaltetem Booklet dient als sogenannter "Eco-Pack" … ist vielleicht umweltfreundlich, enthält jedoch das Artwork der Erstfassungen nur in minderwertiger Form, was im Prog-Bereich eine beträchtliche Beschneidung des ästhetischen Sinnes der Konsumenten darstellen dürfte.
Wo The Laser's Edge "Shade of Fate" weitgehend zugänglich machten (im Original bereits bei 2004 Lucretia erschienen), findet man "Lunasense" vielleicht nicht so leicht, da Spectastral Records sich 2009 darum kümmerten, eine recht kleine Firma. Sind die beiden Teller nun so gefragt, dass man sie wieder auflegen müsste? - Wahrscheinlich stellt das Unterfangen bloß den Beginn einer längeren Zusammenarbeit von Künstler und Label dar, aber zur Sache: PANTOMMIND erfüllen auf "Shade of Fate" alle Anforderungen an eine Genreband und nicht mehr. Die Stücke klingen zwar alle kompakt, aber unoriginell und in ihrer moderaten Verspieltheit dennoch wenig inspiriert. Dies gilt speziell für einige Intrumentalpassagen und hinsichtlich der Solos sowie Rhythmusstudien. "Closer To You" als QUEENSRYCHE-ige Ballade ragt bezeichnenderweise als unaufgeregtes Highlight heraus. "Why" hingegen enerviert mit eben der titelgebenden Frage als Hookline ein wenig, wo andererseits latenter Mangel an wirklich eingängigen, mitreißenden Parts herrscht. So stellt dieses Album auch heute noch trotz Schönhör-Versuch beziehungsweise "Reifen" Lassen bestenfalls ein Thema für Alleskäufer dar.
Tony Ivan singt auf "Lunasense" engagierter und scheint wirklich etwas beim Vortrag seiner Lyrics zu fühlen. So gelingen den Bulgaren auf dem Nachfolge-Longplayer einige bemerkenswerte Momente, wobei die Quelle des Tonmaterials vorübergehend schon einmal in den Orient verlegt wird. Die neu hinzugewonnene Düsternis steht der Combo ebenso gut das vereinzelt angezogene Tempo nebst höherem Härtegrad und zünftigem Kastratengesang in bester Achtziger-Manier. Natürlich sind PANTOMMIND keine wirklichen Jeans-und-Leder-Metaller, sondern emulieren am Tagesende schlicht die Genregrößen; mit "Lunasense" wird man jedoch zumindest als eifriger Szene-Verfolger seine Freude haben und bekommt zudem den Vorgänger als Dreingabe. Falls man dann noch über die reduzierte Aufmachung hinwegsehen kann, steht der Entscheidung, die Doppelpackung zu erstehen, nichts mehr im Wege, falls der Preis stimmt - Konzeptthemen, lyrischer Tiefsinn und so inklusive …
Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.09.2010
Pete Christ
Tony Ivan
Pete Christ, Peter Vichew
Sunny X
Drago
Dust From The Tracks
91:03
13.08.2010