Gruppen wie PENTAPHONE gab es in den Neunzigern zuhauf: man hatte die Sprache des eins wirklich alternativen Rock gelernt und im Verbund ins Absurde überführt: den Lostretern folgten Heerscharen inhaltlich bedeutungsleerer bis indifferenter Bands mit radiotauglichen Stücken leichtgewichtiger Gitarrenmusik: immer schön melodisch, melancholisch und eingängig.
Diese drei Eigenschaften sind per se nichts Schlechtes; nichtsdestoweniger ("Nevertheless" also in der Tat) hat die Kombination bei PENTAPHONE zu durchweg austauschbaren Stücken geführt. Nichts gegen Refrain-Strophe-Schemata, aber wenn sich die Melodien ähneln und jedes Lied die gleiche Stimmung zwischen Lamento und verhaltenem Weckruf hervorkehrt, darf man von Einfallslosigkeit sprechen und die Authentizität der Protagonisten anzweifeln. PENTAPHONEs Texte gehen in Ordnung und erlauben sich wie die gesamte Inszenierung keinen Restschweiß in den Achselhöhlen, an dem man teutonischen Provinzmief ausmachen könnte. Auch hat der Kulturkonsens diesen Musikstil nunmehr derart verinnerlicht, dass man der Band nicht einmal den Vorwurf machen kann, sie wolle amerikanisch klingen. Mit dummdeutschen Texten läuft so etwas am Tag unzählige Male über den Äther - bloß weit dicker, beispielsweise REVOLVERHELDen-mäßig aufgetragen. PENTAPHONE mögen da integerer sein; interessanter werden sie nicht.
Bemerkenswert - unter den erklärten Vorbehalten - klingt "Away" als von Geige bestrichene Ballade, auch wenn das Stück hinsichtlich seines penetranten Refrains keine Ausnahme von der ansonsten angewandten Regel darstellt. Was diese Zwangsernährung mit Ohrwürmern betrifft, sind der Opener und "Rest in peace" besonders ärgerlich. Besser macht es "Still in your kiss" - vielleicht sollten PENTAPHONE die Streicher fest integrieren; man hat mehr Möglichkeiten zum Arrangieren und klingt wirklich beweglicher.
FAZIT: PENTAPHONE spielen nachdenklich klingenden (ob sie’s sind, ist eine andere Frage) Allerweltsrock, zeitlos abgeschmackt, schmerz- und überraschungsfrei. Sachen wie "Nevertheless" gibt es ohne Rezept in jeder Apotheke. Sie helfen beim Einschlafen. Mehr Spannung im Songwriting täte der Band gut … einmal mehr dient das Prädikat grundsolide als Richterspruch.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.06.2010
Philip
Peter, Alex, Philip
Peter, Alex
Mischa
STF Records
39:35
21.05.2010