PETER FRAMPTON ist mit seinen 60 Jahren ruhiger geworden; "eating HUMBLE PIE" bedeutet dies wiederum auch nicht, denn "Fingerprints" hat ihm zuvor immerhin einen Grammy ohne Worte eingebracht, weshalb die Zeit für neue Gesangsstücke reif wurde. Erneut komponierte hier und dort Kollege Gordon Kennedy mit, der im von Track zu Track wechselnden Lineup-Bäumchen am Gitarrenast sitzt.
Das Ergebnis klingt logischerweise ähnlich abgeklärt wie der Vor-Vorgänger "Now", wobei FRAMPTON der frische Wind durch Sohnemann Julian bei "Road To The Sun" auch an anderer Stelle gut gestanden hätte. Der Song entwickelt sich zu einem eingängigen Reißer, wo bereits zuvor "Solution" teilweise recht deftige Riffs verbraten hat. Mit "Vaudeville Nanna and the Banjolele" schrammt der Altehrwürdige jedoch hart am Fahrstuhlschacht vorbei. Gleiches gilt für "Asleep at the Wheel", aber nun gut: die Lyrics nehmen eine gewichtige Rolle ein, und solistisch befindet der Mann sich offenbar nach wie vor auf einem Inspirationshoch. An "Frampton Comes Alive" sowie früheren Bratrock-Zeiten sollte ihn allerdings niemand mehr messen, weil Sturm und Drang schließlich vorüber sind. Stattdessen präsentiert FRAMPTON sich vielseitiger und erfreulicherweise auch unverkrampfter als ähnlich ergrautes Kollegium der Kategorie Carlos Santana, welches mit spirituellem Popanz mehr Aufmerksamkeit erregt als mit seiner zum Radiokonsens überführten Musik.
Die "Suite" entpuppt sich als Ballade mit bluesigem Zweitteil, wohingegen "Invisible Man" stoisch vorantreibt. In einen Motown-Kontext sollte man das Lied jedoch nicht unbedingt stellen, wie die Plattenfirma konstatiert; übrigens leistet PEARL JAMs Matt Cameron trommelnde Dienste, aber dies sei nur am Rande erwähnt … Wichtiger ist es, die Homogenität des Albums herauszustellen. Wirklich laute Töne schlägt FRAMPTON wie angedeutet nicht mehr an. Sein Spiel bleibt dafür über die gesamte Spielzeit hinweg lyrisch; so fungiert "I Understand" als erster Bonustrack und setzt die akustische Streicheleinheit "Black Ice" fort. Als zweites Zubrot subsumiert "A Thousand Dreams in seinem Frohsinn die Stimmung der Platte: souverän und Zuversicht versprühend, dass da noch etwas kommen mag - weniger Bäumeausreißen jedoch, sondern vorausschauend Pflanzen. Die Ernte übernimmt die nächste Generation, so sie hier genau zuhört.
FAZIT: "Thank You Mr Churchill" darf man ohne Schmäh als Alterswerk bezeichnen. PETER FRAMPTON setzt zu gleichen Teilen auf hochwertige Gitarrenmusik die berühren und nicht aufreiben will sowie die Texte seiner Stücke. Damit tritt er eher in der Liga MARK KNOPFLERs an als neben den SATRIANIs oder MORSEs der Sechsaiten-Welt. Reine Rocker greifen weiterhin zum Frühwerk und rotzen in die Talkbox; diese Platte ist für den Kopfhörer geschaffen.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.07.2010
Craig Young
PF, Julian Frampton
Peter Frampton, Gordon Kennedy, PF
Matt Cameron
Eagle Rock / Edel
55:56
25.06.2010