„Hallo, ist da die Szenepolizei? Ich möchte Anzeige erstatten. Ja, gegen PLACENTA aus Berlin und deren 5 Track-EP. Ja, die spielen Deathcore und haben Humor. Das geht doch nicht!“
Schon der instrumentale Kurz-Opener „Boredom At Its Best“ trägt den Titel durchaus zu Recht, Standards werden kurz abgespult, Stakkato-Standard-Stakkato. Direkter Übergang in „Trendcutter“, einem derben Arschtritt inklusive Brutalo-Riffing, Blastbeat und diskreter Melodie zu einem szenekritischen Text. Im Gegensatz zu den allermeisten Genrekollegen setzt sich der Song sogar irgendwie im Ohr fest, freilich ohne ein sich anbiedernder Ohrwurm zu sein. Bei „Brute Willis“ müssen dann dieser und Fuck Norris inhaltlich herhalten, dazu Stakkato-Gemetzel auf hohem Niveau und ein atmosphärischer Brecher-Part mit Psycho-Touch. „Yes, You're Ugly“ folgt dem Schema nicht ohne zwischendurch auf's Derbste abzugehen um dann wieder in, ratet mal, Stakkato-Riffing zu verfallen. Der Rausschmeißer gefällt dann gegen Ende hin wieder mehr, da er dort von Standards abweicht und wieder mehr drückende Energie in progressiven epischen Gefilden verbreitet, um in einer Orgel zu enden. Schade, dass nicht mehr solche Passagen integriert sind.
Nicht unerwähnt sollte bleiben, das „Brutalis“ handwerklich sehr gut umgesetzt ist und vom Drummer in einen professionellen, modernen aber nicht sterilen Sound verpackt wurde. Doch, die Scheibe ist ganz cool.
FAZIT: Der Berliner Fischer Michael Hoge kerbt den Stein brutal wie kein Mutterkuchen es tun sollte, denn das hinterlässt sicher Schäden beim Kind. PLACENTA haben durchaus ihre Momente und gehören sicher zu den besseren Deathcore-Kapellen hierzulande.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.07.2010
Florian Kerber
Sven Berlin
Jens Fischer, Michael Hoge
Tobias Stein
Noizgate Records
19:49
09.07.2010