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Pure Reason Revolution: Hammer And Anvil

Stil: Electro Techno-Pop-Bombast

Cover: Pure Reason Revolution: Hammer And Anvil

„Für ihr drittes Album sollten sich PURE REASON REVOLUTION allerdings überlegen, wohin die Reise gehen soll“, schrieb ich vor knapp anderthalb Jahren. Sie haben es sich überlegt…

Schlechte Zeiten für alle Freunde des New Art Rocks in geselliger PORCUPINE TREE-Umgebung. Davon sind auf „Hammer and Anvil“ nur noch Mikrospuren zu finden. Stattdessen präsentiert sich eine Band, die geradezu mit EBM liebäugelt, mit DEPECHE MODE Händchen hält, bevor sie den großen Alten auf der Kirmesdisco einen Tritt in den Allerwertesten versetzt.
Wer noch Zweifel hat: „Hammer and Anvil“ macht genau da weiter, wo „Amor Vincit Omnia“ aufhörte. Vollfette Keyboards im Stakkatorhythmus, gelegentlich gebremst und auf Melodien untersucht, präsentiert sich das Album wie der zweite Einleger einer Doppel-CD.

Manchmal fragt man sich geradezu, ob überhaupt ein neues Werk aufgelegt wurde, oder nur Remixe veröffentlicht wurden, so sehr gleichen sich die beiden Alben, nicht nur in Melodiefragmenten.
Bereits der Opener beantwortet Fragen, die man gar nicht gestellt hat. Aufgeblasen fast bis zum Exitus hämmert einem Chloe Alper zu knalligen Drumcomputer-Rhythmen immer und immer wieder „Fight Fire“ (with Fire) entgegen (ach ja, viel Krieg und wenig Frieden ist das große Thema des Albums). Tolle Sache dies - für jemand der in den letzten fünfzehn Jahren noch nie einen Ton von UNDERWORLD, den CHEMICAL BROTHERS, der letzten EDITORS Inkarnation oder FATBOY SLIM gehört hat. Oder gar mit NEW ORDER einen blauen Montag gefeiert hat.

Gut, PURE REASON REVOLUTION haben Wiedererkennungswert; sie klingen nicht wie eine nachgemachte Band, besitzen ihre schnuckeligen Standard-Versatzstücke und kreisen um sich selbst. Hinterlassen aber eine Frage: Warum das alles? Denn sie fügen nichts hinzu, was sie selbst nicht bereits ähnlich und sogar besser gemacht haben, der ruppige Charme von "Amor Vincit Omnia" ist einer Routine gewichen, die zwar nicht seelenlos ist, aber ziemlich künstlich und überladen am Leben gehalten wird.
Ganz selten nur gibt es Momente, die gefangen nehmen, die zeigen, dass die Band etwas draufhat. Leider opfert sie sich viel zu gern für ein dröhnendes Vakuum.

FAZIT: Proggies kann man nur vom Kauf abraten. Allen anderen eigentlich auch. Zumindest den Besitzern des Vorgängers. Wer „Amor Vincit Omnia“ nicht sein eigen nennt, kann allerdings zuschlagen. Es ist völlig egal, welches der beiden Alben man aus der großen Wühlkiste zieht. Ich würde für die kostengünstigere Variante plädieren. Schade um das vorhandene Potenzial, das sich an einer – zugegebenermaßen sehr eigensinnigen – schwülstig wie aggressiven Techno-Variante mit fragwürdiger Halbwertzeit austobt.

Es gibt auch eine Special Edition mit Bonus DVD, die der Promo-CD nicht beilag.

Punkte: 6/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.10.2010

Tracklist

  1. Fight Fire
  2. Black Mourning
  3. Patriarch
  4. Last Man, Last Round
  5. Valour
  6. Over The Top
  7. Never Divide
  8. Blitzkrieg
  9. Open Insurrection
  10. Armistice

Besetzung

  • Bass

    Jon Courtney

  • Gesang

    Jon Courtney , Chloe Alper, Jamie Wilcox

  • Gitarre

    Jamie Wilcox , Jon Courtney

  • Keys

    Chloe Alper, Jon Courtney

  • Schlagzeug

    Paul Glover

Sonstiges

  • Label

    Superball Music/EMI

  • Spieldauer

    52:22

  • Erscheinungsdatum

    15.10.2010

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