Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war... stop. Da ist ein "i" zuviel, also nix mit Weihnachtsgeschichte. Quirinus bezeichnet unter anderem eine römische Gottheit, zwei griechische Redner aus dem 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. sowie mehrere christliche Märtyrer. Was davon nun bei der Namensgebung Pate stand, ist unklar, fest steht aber, dass Quirinus das Projekt von Stefan Müller ist, der zuvor mit den Proggies ARRET'S ODYSSEY aktiv war. "The Decision Tree" ist die dritte Eigenveröffentlichung unter diesem Namen und überrascht mit weitestgehend semiakustischen Klängen.
Im Wohnzimmer-Studio entstanden diese sieben Songs, die in Sachen Melodieführung und Atmosphäre sehr stark an AYREON erinnern. Das ist zwar ganz sicher nicht schlimm, lässt aber ein wenig die Eigenständigkeit vermissen. Verzerrte E-Gitarren bleiben die Ausnahme, dafür gibt es wirklich schön anzuhörende akustische Gitarren sowie diverse folkloristische Instrumente wie Flöten, Trommeln, Rasseln, ein Glockenspiel sowie die Maultrommel. A propos Trommel: auch Drums kommen nur sporadisch zum Zuge, so dass man von Rock oder gar Metal eigentlich kaum sprechen kann. Um Detailreichtum ist Herr Müller also bemüht, trotzdem klingt hier auf Dauer alles ein bisschen gleich - aber immerhin gleich hübsch.
Die Musik pendelt stets zwischen verkopft und emotional, ohne aber kitschig zu wirken oder gar zu nerven. Allerdings muss man sich auch konzentrieren, um nicht von äußeren Umständen abgelenkt zu werden. Inhaltlich geht es um einen Wanderer, der einen magischen Stein findet, der ihm übermenschliche Fähigkeiten verleiht, die ihm aber im Endeffekt mehr schaden, als nützen. Letztendlich kommt der Wanderer an einen Punkt, an dem er unweigerlich eine Entscheidung treffen muss... wie es kommt, dass sogar Britney Spears in dieser Geschichte genannt wird, sei nicht verraten, wer sich aber für die Texte interessiert, wird auf der Homepage fündig. Für den ersten musikalischen Eindruck empfiehlt es sich, in "The King Of Fools" reinzuhören, dieser dramatische Song erinnert mitunter von der Stimmung her an das "The Crimson Idol"-Album von W.A.S.P.. Für eine Heimproduktion geht der Sound ziemlich in Ordnung, er wirkt zwar manchmal etwas leblos, ist aber klar und differenziert. Lediglich der etwas bemühte, angestrengte Gesang von Stefan ist als wirklicher Minuspunkt anzusehen, seine Stärken liegen viel mehr in den Arrangements und auf der Gitarre.
FAZIT: Selbst für Progrocker stellt Quirinus in gewisser Weise Nischenmusik dar, letztendlich ist "The Decision Tree" aber als ambitioniert und künstlerisch wertvoll zu bezeichnen, auch wenn es nicht unbedingt vom Hocker reißt.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.04.2010
Renko Rickerts
Stefan Müller
Stefan Müller
Stefan Müller
Jann Hillrichs
Eigenproduktion
37:19
01.02.2010