Gerade in den puren Sparten namens EBM, Synthpop und Electro hat sich in den letzten Jahren – bis auf Ausnahmen selbstverständlich - eine unüberhörbare Gleichförmigkeit eingeschlichen. REIZSTROM bedienen sich allen drei Genres, begehen allerdings nicht den Fehler, stumpfes Recycling zu betreiben. Stattdessen scheinen die beiden Musiker der musikalischen Stagnation bewusst aus dem Weg zu gehen, und jene Bemühungen hört man an allen Ecken und Enden des Albums heraus.
Die dreizehn Songs des Zweitlings sind vollgestopft mit originellen Ideen, und dennoch lässt sich genau erkennen, bei wem MeCha und Skip Intro in die Schule gegangen sind. Auch Abwechslung scheint REIZSTROM enorm wichtig zu sein, so gibt es auf „Dwarfs Like Giants“ vom Uptempoklopfer über Tanznummern und Balladen bis zur Hirnakrobatik alles Erdenkliche zu entdecken. Das Duo weiß seine Songs mit viel Anspruch und Spannung zu versehen, und es fällt auch auf, dass die Musik der beiden selbst in den eingängigsten Phasen einen gewissen Kniff hat und angenehm unaufdringlich beim Hörer ankommt - hierzu trägt sicherlich auch Sänger MeCha bei, der seine Lyrics recht kühl intoniert. Nein, auf der Langrille nerven keine klebrigen Refrains, sondern schmeicheln Melodien mit Stil den Ohren. Statt Instant-Gepumpe pulsieren die Beats und pluckern die Synthies stets mit Köpfchen und Kreativität.
FAZIT: Es fällt schwer, REIZSTROMs Musik mittels Bandvergleichen zu definieren, außer man möchte mal eben vierzig Bands auflisten, nach denen das Zweiergespann „so ein wenig“ klingt. Daher sollte sich jeder schlichtweg sein eigenes Bild machen – und feststellen, dass vorliegendes Album einen sehr hohen Individualitätsfaktor besitzt. Zumindest aus meiner Sicht ist „Dwarfs Like Giants“ eines der stärksten Düsterelektro-Alben melodisch-progressiver Machart.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.11.2010
MeCha
Skip Intro (Musik)
Eigenproduktion
76:56
15.10.2010