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Radio Havanna: Lauter Zweifel

Stil: Punkrock

Cover: Radio Havanna: Lauter Zweifel

Die ursprünglich aus dem thüringischen Suhl stammenden und jetzt im etwas weniger provinziellen Berlin beheimateten Radio Havanna legen mit "Lauter Zweifel" ihr drittes Album vor. Benannt hat sich die Band zwar nach einem Song von Rancid, ranzig und dreckig geht es auf der Platte aber nicht leider nicht zu.

Das Quartett hat sich nämlich darauf besonnen, melodisch poppigen und sauberen Punkrock zu spielen, der viel näher am Schaffen der Toten Hosen liegt, als an dem von Slime und anderen, wesentlich authentischeren Punkbands. Dabei erreichen sie aber weder das Hitpotenzial der Düsseldorfer, noch das der Hamburger. Der Vergleich mit den Hosen bietet sich auch deshalb an, weil Sänger Fichte in den heftigeren Passagen ein wenig wie Campino klingt, ansonsten ähnelt sein Gesang eher dem von Peter Brugger (Sportfreunde Stiller). Handwerklich muss man keinen Zweifel am Können der Band hegen, gut gespielt sind die elf Songs allemal und zumindest bei den flotteren Nummern stellt sich zustimmendes Mitwippen des Fußes ein.

Textlich gibt man sich sozial- und gesellschaftskritisch, ohne aber die Plakativität der Bands, die sich auf den Schlachtrufe-Samplern tummeln, zu bemühen. Was dem ganzen wiederum auch einen viel zu braven Gesamteindruck verleiht. Politisch wird es eigentlich nur in "Wieder wer", wo es um die wiedergewonnene Freude am deutsch sein geht. Zur laufenden Fußball-WM will das natürlich keiner hören, darüberhinaus passt allerdings auch das Bild der Mauer, die man um das Land zieht, überhaupt nicht. Zwischenmenschliches, Drogenproblematiken, persönliche Verzweiflung oder das immer wieder gerne themastisierte "sich von der Masse abheben" werden besungen, allerdings immer ohne Pfiff und Wortgewandtheit.

FAZIT: Unaggressiv, weitestgehend massentauglich und schwiegermutterfreundlich - mit Punk hat das, was Radio Havanna auf "Lauter Zweifel" fabrizieren, streng genommen nur am Rande zu tun. Musikalisch zwar in Ordnung, aber im Endeffekt zu bieder, um wirklich mitzureißen.

Punkte: 7/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.06.2010

Tracklist

  1. Stimme in Dir
  2. Der Weg
  3. Unser Film
  4. Wieder wer
  5. Was du bist
  6. Auftrieb
  7. Lebenszeichen
  8. Die letzten Meter
  9. Jetzt ruft einer an
  10. Das Ende der Geschichte
  11. Nur einen Schritt

Besetzung

  • Bass

    Olli

  • Gesang

    Fichte

  • Gitarre

    Arni

  • Schlagzeug

    Anfy

Sonstiges

  • Label

    Fatsound Records

  • Spieldauer

    35:17

  • Erscheinungsdatum

    28.05.2010

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