Soso, VAN HALEN, GUN, MR. BIG, KING’S X sind u.a. die musikalischen Vorbilder von Gitarrist Tom Rauschhardt und seiner Band. Verrät jedenfalls das Presse-Info. Das dummerweise auch erwähnt, dass Keyboarder Christof von Haniel bei den SCHÜRZENJÄGERn die Tasten drückte. Jetzt streichen wir aus der Favoritenliste alles bis auf MR. BIG, und kreuzen das mit den SCHÜRZENJÄGERn auf Volksmusikentzug. Dann kommen wir dem RAUSCHHARDT-Sound ziemlich nahe.
Geht der Opener „War“ als simpler Stampfer noch ganz in Ordnung, befinden wir uns mit „You Are The One“ und „Song For You“ mitten in der schnödesten Schlagerseligkeit, während „Free Falling“ phasenweise nach schwächelndem Aussie-Pop (lethargische ICEHOUSE, SAVAGE GARDEN in normal) klingt. Mit viel gutem Willen wühlen sich die kleinen Liedchen zu tranfunzeligem Melodic Rock vor. Tom Rauschhardt lässt gelegentlich seine Gitarre wimmern, jaulen, aufschreien, als spiele er auf dem Abschlusskonzert der örtlichen Musikschule. Das ist alles von einer unglaublichen Schlichtheit, mit Lyrics versehen, die dem armen Hörer endgültig die Zähne ziehen („A little foxy lady, And it took my breath away. I feel this love inside me get stronger, stronger, stronger, yeah“). Das ziemlich durchgeknallte Info-Sheet spricht von „einzigartigem Sound“ und gleich mehrfach von einer „anspruchsvollen Produktion“. Musikalisch muss der Anspruch schon ins unterste Geschoss gehängt werden, um „Free Falling“ noch über die Latte hieven zu können.
Positiv ist zu vermelden, dass Rob Reynolds rauchige Stimme die Banalitäten ein wenig adelt, wenn er nicht wie im weinerlichen „Take It All“ gar rachitisch krächzt. Außerdem stehen RAUSCHHARDT die schnellen Songs („War“, „Machine“) weitaus besser, als die nahezu unerträglich sülzigen Schleicher.
FAZIT: RAUSCHEBART machen Musik, die einen ebenso langen, pomadigen und in den 80-ern zu heiß gefönten besitzt. HARDT RAUSCHen tut da gar nichts. Ein bisschen Blues, ein bisschen Funk, ein bisschen Hardrock, viele Schlager- und poppige Plattitüden ergeben einen Sound, den man bestenfalls in der Stammkneipe seiner Jugend, nach dem Genuss von viel Alkohol und wenig Milch ohne üble Nebenwirkungen hören kann. Wenn die Band sich wenigstens am Opener orientiert hätte, der zwar einfachen, aber nicht hochnotpeinlichen Rock bietet. Wenigstens ein Ei in der Hose. Fällt leider bereits beim unsäglichen zweiten Stück raus. Wird für „Machine“ noch einmal festgezurrt. Nutzt nichts. Aua.
KING’S X – wie albern.
Natürlich heißt die Band nicht so wie die Gesichtsbepflanzung.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.11.2010
Jacki Reznicek
Rob Reynolds
Tom Rauschhardt
Christof von Haniel
Sebastian Reznicek
Fastball Music/Sony
45:48
15.10.2010