So, so - an Bela B. erinnere RAVEN HENLEY also angeblich. Das stimmt vielleicht am Rande, wo die Gitarren Django-mäßig ihr Echo in die Wüste senden sowie ob des einfachen Umstands, dass der Namensgeber deutschtümelt. Die durch die Bank zu Gehör gebrachten Mitgrölrefrains lassen aber vor allem eine tote und immer noch von sich Reden machende Band aus Frankfurt anklingen.
BÖHSE ONKELZ müssen auch bei den Texten Pate gestanden haben, weil RAVEN HENLEY nur zu gerne das einzelgängerische Ich gegenüber einem grauen "Ihr" auf den Besserwisser-Thron wuchtet. So handeln quasi alle Stücke vom großen Aufbruch und Willen zur Lebensänderung, ohne besonders originelle Pointen oder überzeugende Argumente für und wider zu liefern. Die Singalongs der Lieder sowie ihr vorhersehbar einfacher Aufbau sorgen andererseits für Kurzweil; Jungs, die auf dicken Brettern Gitarre spielen, die weniger fett im hartmusikalischen Sinn als surfig klingen, haben etwas für sich, wenn die prollige Menge dazu die Refrains von "Aus dem Weg" und "Nie und nimmer!" grölt. "Neue Ziele - neues Glück" klingt ebenfalls rockabillig und nähert sich bläserlosem Ska an. Angepassten-Punk mit Ausflügen in eben jene Gefilde trifft es als Stilbeschreibung für RAVEN HENLEY recht gut.
Selbst die zugemachte Beziehungskiste "Mein Leben ohne dich" (arg schmalzig, auch wenn kein Text auf "Richtung Schicksal" ein gewisses Niveau unterschreitet) kommt nicht ohne "Weitermachen"-Parolen aus. Die Raps während der Strophen von "Wochenende" gehen gar nicht, aber im üblich gestalteten Chorus ist wieder alles beim Alten. "Du brauchst keinen Namen" gemahnt womöglich am ehesten an den einzelgängerischen Arzt, doch im Allgemeinen sind alle Tracks zu sehr nach dem gleichen Schema gestrickt, wenn man von den paar hartmetallischen Riffs im Abschluss "Die Norm" absieht.
FAZIT: Nimmt man den Verhörer des Rezensenten - "Da warst du nur Kotze" statt wie in Wirklichkeit "Wo grüne Wiesen waren, da sahst du nur Kreuze" - nicht als Anhaltspunkt dafür, dass RAVEN HENLEY Grütze verzapft, hat der Liedschreiber ein recht anständiges, wenn auch nicht aufregendes Deutschrock-Album mit in ihrer Penetranz kaum überzeugenden "Arsch hoch"-Lyrics fabriziert, das musikalisch punkigen Mainstream hervorkehrt, jedoch mit nur marginalen Schwenks in die Nachbarschaft der Cowboyhüte einer- und Standbässe andererseits wagt.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.10.2010
Walter Unterhauser
Raven Henley
Walter Unterhauser
Markus Engel
Rookies & Kings
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22.10.2010