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Raven: Walk Through Fire

Stil: Heavy Metal

Cover: Raven: Walk Through Fire

Neun Jahre Pause, Knochenbrüche, Schicksalsschläge und, und, und ... Raven haben nicht nur die Triobesetzung mit den momentan erfreulich hell im Licht der Aufmerksamkeit stehenden Anvil gemein. Auch sie sind steinalt, geben nicht auf und besitzen nach einstweiligem Schielauge auf den Kommerz ("Stay Hard") längst Narrenfreiheit mit ihrem gänzlich rückwärtsgewandten Sound. Dass man dennoch vielen Jungspunden davonläuft, sollte jedermann mit Hinblick auf seine eigenen goldenen Jahre verinnerlichen.

35 Jänner und zwölf Alben ... wohin soll man sich da noch ausstrecken, was darf man als Fan und Kritiker erwarten und sich aufs Gesamturteil bezogen erlauben? Joe Hasselvander trat für die beiden Gallaghers (wieder denkt man an die nur genetisch nicht verbrüderten Herren Kudlow und Reiner) einmal mehr aus dem Pentagramkreis heraus und schwang sich zum Drumdynamo auf. Wo man den Proto-Speed von RAVEN in den Achtzigern den Terminus "Athletic Rock" angedeihen ließ, wächst auch heute in mancher Hinsicht noch kein Gras. Drückt das Trio auf die Tube, klingt das nämlich auf überzeugendere Weise bissig als etwa auf zeitgenössischen Deathcore-Turnveranstaltungen, aber dies nur am Rande, denn mit derlei Konkurrenz wetteifern RAVEN erst gar nicht.

Stattdessen regiert die ureigene Mixtur aus metallischem Tempo, rockigem Boogie und durchweg guter Laune mit Texten, die alte Weisheiten ohne altkluges Gefasel zum Besten geben. Einst auf "One For All" etabliert sowie wieder spätestens mit dem 99er Umdreher "All For One" zu neuer Blüte gezüchtet, klingt der RAVEN-Stil heuer noch unglaublich frisch. Trotz der eigenen Wurzeln im archetypischen Rock verbreitet diese Gruppe authentischeres Metal-Flair als viele Leather'n'Spikes-Poser - und auch wenn ich jetzt quasi einen zweiten Pressetext fürs Label verfasst habe, dürfte jedem klar sein, was "Walk Through Fire" mit ins Haus bringt - denn ehrlich: Wer will den Chronisten von coolen Montrose-Cover "Space Station #5" reden hören, vom titelgebenden Gas-Durchtreter sowie dem Thrash-Großvater "Under The Radar", vom Kopfnicker "Bulldozer" und, und, und ...? Ach ja, in Japan ist die Kiste seit über einem halben Jahr draußen. Europa hat diesmal den Live-Bonustrack - schön!

FAZIT: Die Pechvögel und Chaoten von RAVEN sind ähnlich unkaputtbar wie die Lemmys und Anvils dieser Welt und deshalb immer wieder einen Hör wert. Neulinge greifen gerne hier zu und kämpfen sich zum Urquell in der aufkeimenden NWoBHM zurück - "Walk Through Fire" ist ein echtmetallisches Highlight, ohne auf stählernen Klisches zu reiten ...

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.03.2010

Tracklist

  1. Intro
  2. Against The Grain
  3. Breaking You Down
  4. Under Your Radar
  5. Walk Through Fire
  6. Bulldozer
  7. Long Day's Journey
  8. Trainwreck
  9. Grip
  10. Running Around In Circles
  11. Hard Road
  12. Armageddon
  13. Attitude
  14. Necessary Evil
  15. Space Station #5
  16. The King (Live)

Besetzung

  • Bass

    John Gallagher

  • Gesang

    John Gallagher

  • Gitarre

    Mark Gallagher

  • Schlagzeug

    Joe Hasselvander

Sonstiges

  • Label

    Steamhammer / SPV

  • Spieldauer

    57:20

  • Erscheinungsdatum

    26.03.2010

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