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Red Orchid: Sky Is Falling

Stil: Progressive Rock

Cover: Red Orchid: Sky Is Falling

Wiederbelebung klingt anders: Streichersounds gleich zum schwermütigen Beginn sowie effektbeladener Gesang zur Akustischen, welcher nicht zuletzt wegen eines vergleichbaren Tonfalls sehr deutlich an PORCUPINE TREE erinnert, liefern den Ersteindruck zu RED ORCHID. Die Richtung stimmt auch für den weiteren Verlauf von "Sky Is Falling", jedoch muss man der Gruppe attestieren, dass sie teilweise noch furchtbar unprofessionell klingt. In Zeiten von nahezu perfekten Demos jeder zweiten dahergelaufenen Band stellt sich dieses Defizit hoffentlich nicht als fatal für die Neulinge heraus.

Trotz des klar erkennbaren Refrains wie Songstrukturen generell bleibt das Charisma auf der Strecke, gerade auch im erwähnten Gesangsbereich. Sanmeet Sidhu intoniert ebenso blass, wie "Walking in the Sky" in seiner Leichtfüßigkeit nicht überzeugt. Den DIY-Zugang halten wir gerne hoch, aber die Zentren einer Komposition - unter anderem die Vocals - dürfen nicht derart unterbelichtet bleiben, was Umsetzung wie Produktion bestrifft. Letzteres konnte man früher eher verschmerzen als in Zeiten von Aufnahmekosten in Discounter-Dimensionen, aber ersteres war und ist so oder so nicht zulässig, sobald man eine Scheibe als rechtmäßiges Album auf den überladenen Markt schmeißt - die Wohlfahrt befindet sich zumeist nämlich nicht unter den möglichen Hörern. Faktisch tönen ganze Passagen dieser Platte regelrecht einfältig, nicht naiv im positiven Sinn. Man hört RED ORCHID ihre Unbelecktheit an, trotz all der lyrischen Instrumentalparts, in denen gleichwohl wenig passiert. Unausgegorene und unsauber gespielte Gitarrenleads, dröges Keyboardgeplänkel und eine Rhyhtmusgruppe, die hinten und vorne nicht groovt, darf man sich heuer nicht mehr erlauben. Letztlich heben RED ORCHID sich sogar einen Bruch an rhythmisch vertracktem wie dem Titeltrack. Wenigstens dessen sehnsüchtiger Chorus gelingt andeutungsweise.

"Eclipse" ist ein Pling-Plong-Zwischenspiel, dem das theoretisch interessanteste und gleichzeitig letzte Stück folgt. "Silence Within" schweigt tatsächlich in textlicher Hinsicht die meiste Zeit über. Man könnte durchaus eindringliche Hörminuten mit diesem Lied erleben, aber das unrunde Zusammenwirken (genauer: schiefe Melodien, stolpernder Puls) vermeintlicher Ethno-Elemente wie Percussions und Flötensounds stößt äußerst sauer auf. Für Dynamik haben die Musiker ebenfalls noch kein rechtes Verständnis, was die abrupten Brüche beweisen. Dabei sieht die Scheibe so professionell aus: oben hui, untenrum pfui ...

FAZIT: RED ORCHID enttäuschen schwer mit spielerischen und aufnahmetechnischen Kinderkrankheiten, wo ihr melancholischer Neo-Progrog britischer Prägung mit zaghaften Knospen von Eigenständigkeit an für sich Hoffnung spendet, dass hier eine gute Band im Begriff ist, heranzureifen. "Im Begriff" ist aber auch ein stichhaltiges Argument, "Sky Is Falling" eben nicht zu hören, weil Unfertiges und teilweise Misstönendes, wie man es hier vernimmt, nicht mehr wirklich akzeptabel sind, wo es doch eine Unzahl an Alternativen gibt. So leid es einem tut: Anno 2010 hat kein Mensch mehr Zeit und Muße, kaum ein Label mehr Zeit, Bands mit Potenzial aufzubauen. RED ORCHID verdienen in dieser Hinsicht eine Chance, aber noch keinen großen Hörerkreis.

Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.11.2010

Tracklist

  1. Revive
  2. Walking in the Sky
  3. Sky is Falling
  4. Eclipse
  5. Silence Within

Besetzung

  • Bass

    Steven X

  • Gesang

    Sanmeet Sidhu

  • Gitarre

    Sanmeet Sidhu

  • Keys

    Rick Stu

  • Schlagzeug

    Tom Dupree

Sonstiges

  • Label

    Eigenvertrieb / Just For Kicks

  • Spieldauer

    30:53

  • Erscheinungsdatum

    05.11.2010

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