Puuuh... es ist nicht gerade einfach, eine Band wie REINXEED wirklich ernst zu nehmen. Das fängt schon beim optischen Erstkontakt an, denn für das rosa-Wölkchen-Artwork ihres dritten Albums "Majestic" fallen einem eigentlich keine guten Worte ein. Pseudonyme wie Ace Thunder und Matt Machine sind ebenfalls eher peinlich und die selbstgewählte Stilbezeichnung Adventure Metal lässt ebenfalls Böses erahnen. In Abwandlung eines berühmten Fußballer-Zitates gilt aber auch hier: entscheidend is auf'er CD.
Der musikalische Kopf hinter REINXEED ist Tommy Johansson und der hat bei Labelowner Christian Liljegren (ex-NARNIA) mächtig Eindruck hinterlassen. Erste Erfolge für die Band stellten sich in Japan ein und angesichts dieser Fakten ist es nicht schwer, zu erraten, welche Art von Musik die Band macht. Melodischer Metal, der europäischer gar nicht klingen kann, gerne mal äußerst flott inszeniert und mit mächtig viel Bombast ausgepolstert. Und so bedienen sich REINXEED bei allem und jedem, was in diesem Genre Rang und Namen hat. Tommys Gesang erinnert frappierend an Tony Kakko von SONATA ARCTICA, die symphonischen Bombast-Elemente machen RHAPSODY (OF FIRE) und KAMELOT alle Ehre, in Sachen Höchstgeschwindigkeit dienen DRAGONFORCE als Vorbilder und dass Bands wie frühe HELLOWEEN oder STRATOVARIUS natürlich ebenfalls als einflussreich gelten, wundert nun gar nicht mehr. Darüberhinaus orientiert man sich in den Chor-Arrangements an QUEEN und versucht, der Musik hier und da einen Musical-Charakter zu verleihen.
Man muss REINXEED attestieren, dass sie diese Mixtur handwerklich absolut beherrschen. Die flirrenden Gitarrensoli sitzen genauso gut, wie die gesanglichen Eierkneifer-Ausbrüche. Der gesamte Sound ist hochmelodisch und auch das Songwriting ist nicht von schlechten Eltern. Doch auch dabei orientiert man sich zu sehr an erfolgreichen Vorreitern, so könnte ein Song wie "Never Lie" genauso gut auf einem AVANTASIA-Album stehen. Abwechslung wird ebenfalls groß geschrieben und von Balladeskem über Midtempo-Hymnen bis hin zu Speedkrachern à la "Invincible" ist alles vertreten, was das Genrefan-Herz begehrt. Ab und zu übertreibt man es aber auch und lässt mit dem brutalst cheesigen "Melody Of Life" eine Band wie FREEDOM CALL schon beinahe böse wirken. Auch der Zuckerwatte-Musical-Kitsch in "Second Chance" ist nur sehr schwer zu ertragen. Als negativ ist auch der dünne Sound zu werten, besonders die Gitarren können nur wenig Druck ausüben.
FAZIT: Der Begriff "Eigenständigkeit" trifft auf REINXEED so gut wie gar nicht zu, dafür hört man viel zu oft die großen Vorbilder in aller Deutlichkeit heraus. Rein musikalisch machen die Schweden ihre Sache zwar ordentlich, doch der mangelnden Originalität und einigen unerträglichen Songs ist es zu verdanken, dass mehr als acht Punkte hier nicht drin sind.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.10.2010
Ace Thunder
Tommy Johansson
Calle Sundberg, Matt Machine, Tommy Johansson
Tommy Johansson
Victor Olofsson
Liljegren Records
67:10
15.10.2010