Die Katze lässt das mausen nicht. Zwar sind MINSTRY offiziell tot, dafür musiziert Labelchef Al Jourgensen umso fleißiger mit seinen Revolting Cocks. Und so erscheint mit "Got Cock?" bereits das fünfte Album seit 2006 (die Remix-Platten mit eingerechnet) und wie üblich haben wir es mit einer augenzwinkernden Beweihräucherung der eigenen Lendengegenden zu tun. Industrial Glam Rock, der sich der schönsten Nebensache der Welt (es geht ums Ficken, nicht um Fußball, ihr fantasielosen Stümper) in so ziemlich allen Varianten widmet.
Das ist, wenn man RevCo kennt, nichts Neues und schon gar nichts Weltbewegendes, trotzdem ist es saucool und dürfte die Verlustgefühle der MINISTRY-Fans ein wenig lindern. Denn auf "Got Cock?" geht es wieder deutlich heftiger zu, als auf "Sex-O Olympic-O" und so manche Passage, vor allem im mächtigen Refrain von "Juice" und im rotzigen "Piss Army" (so heißt der offizielle RevCo-Fanclub), trägt doch recht deutlich die Handschrift von Big Al. Dabei startet "Got Cock?" recht gebremst und man hat mit "Trojan Horse" tatsächlich den langweiligsten Song des Albums zum Opener gemacht. "Filthy Señoritas" ist ebenfalls vergleichsweise ruhig geraten, erinnert mit seinem Wave-Flair der 80er an BILLY IDOL, punktet aber mit einer verdammt geilen Leadgitarre. Danach drehen die Herren aber auf und mit "Dykes" geht es in gewohnte Sphären, es wird endlich elektronischer, fetter und mit den Shouts ist der Song latent EBM-lastig. "Fuck Money" ist der aggressivste Song des Albums, während "Air Traffic Control" dem Pop der 80er huldigt. "Poke-A-Hot-Ass" pendelt zwischen dreckig und aufgedreht, während am Ende mit "Me So Horny" ein Deluxe-Porno-Hit wartet. Den gibt's dann auch nochmal als etwas dunkleren, weniger glamigen Remix.
Al Jourgensen hat die "Got Cock?" produziert und dem Album einen tollen Hochglanz-Sound verliehen, der lediglich anfangs etwas höhenlastig wird. Zusammen mit dem expliziten Coverartwork ergibt sich also ein amüsantes Gesamtpaket, das Lust auf mehr (ähem...) macht. Allerdings sollte nicht verheimlicht bleiben, dass die besten Songs von "Got Cock?" und "Sex-O Olypic-O" eine richtig geile Platte ergeben hätten, so haben wir es "nur" mit zwei ziemlich guten Alben zu tun.
FAZIT: Mal wieder eine schwer lässige Platte von den REVOLTING COCKS, die wenig Wünsche offen lässt und demnächst unter Garantie auch als Remixalbum zu haben ist. Ich tippe auf den Titel "Got Pussy?".
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.04.2010
Sin Quirin
Josh Bradford
Sin Quirin, Mark Thwaite
Al Jourgensen, Sin Quirin
Sammy D'Ambruoso (Programming)
Al Jourgensen, Clayton Worbeck (beide Programming)
13th Planet
53:31
09.04.2010