"Here they are, here they will remain. The mighty immortal warriors - Rhapsody". Schon im von Christopher Lee gesprochenen Voiceover (jedenfalls hoffe ich inständig, dass dieser immer wiederkehrende Sprachfetzen ein Voiceover sein soll) machen Rhapsody Of Fire deutlich, dass mit ihnen wieder verstärkt zu rechnen ist - zumindest ihrer eigenen Meinung nach. Nach zwei regulären Alben trennte man sich im Streit von Joey DeMaios Magic Circle Label und aufgrund der folgenden Rechtsstreitigkeiten lag die Band lange Zeit auf Eis. Das siebte Album markiert die Rückkehr der Vorreiter im symphonischen Bombastmetal und trägt den schwer dramatischen Titel "The Frozen Tears Of Angels".
Inhaltlich stellt das Album das dritte Kapitel von "The Dark Secret Saga" und dem natürlich auch von Christopher Lee gesprochenen Intro "Dark Frozen World" nach muss irgendein Buch gefunden werden, um eine schlimme Prophezeihung nicht wahr werden zu lassen. 08/15-Fantasy-Futter also. Standardkost wird dann auch über weite Strecken musikalisch geboten, denn Rhapsody Of Fire weichen nur ganz selten von ihrem bekannten Pfad ab, was zumindest dann durchaus verschmerzbar wäre, wenn das Songwriting nicht so unaufregend wäre. So wird der reguläre Opener "Sea Of Fate" erst im Solo- und Gedudel-Part halbwegs interessant und das folgende "Crystal Moonlight" hat zwar einen auffallend kitschigen Refrain, trotzdem droht akute Einschlafgefahr. Erst der "Reign Of Terror" schickt sich an, aufhorchen zu lassen, denn mit DRAGONFORCE'schem Geblaste, imposanten Chorarrangements sowie dem passenden Keifgesang ist der Song nicht nur der härteste, sondern auch der beste auf der Platte. Danach wird es experimentell, zumindest im Vergleich zu den anderen Songs. "Danza Di Fuoco E Ghiaccio" ist nämlich eine halbakustische Folknummer, die vor allem wegen des Flöteneinsatzes wie die Italo-Pop-Version eines SCHANDMAUL-Songs klingt. Man weiß nicht so recht, ob man nun lachen oder weinen soll. "Raging Starfire" ist flotter und erinnert an die frühesten Werke, als die Band noch nicht den Zusatz "Of Fire" tragen musste, während "Lost In Cold Dreams" eine strunzlangweilige Ballade ist. Kurzzeitig flammt nochmal songschreiberisches Talent auf, denn "On The Way Top Ainor" gefällt mit seinem verspielten Musical-Flair und erinnert vage an BLIND GUARDIAN. Bleibt noch der 11-minütige Titeltrack, der mit einem Sprechpart von Schauspielerin Susannah York eingeleitet wird, aber dann nicht so recht auf den Punkt kommen mag. Wie man solche Songs wirklich gut schreibt und arrangiert sollte sich Luca Turilli vielleicht nochmal von Tobias Sammet erklären lassen.
Soweit zu den Songs. Natürlich schöpfen Rhapsody Of Fire mit der überdimensionalen Bombastkelle aus den Vollen, aber man muss ihnen lassen, dass sie die entsprechenden Arrangements drauf haben. Dass Sänger Fabio Lione immer noch lupenreines Italo-Englisch singt und in gefühlt jedem dritten Wort sein Vibrato erklingen lässt, überrascht wohl niemanden, das gehört bei Rhapsody Of Fire eben auch dazu. Auch der Sound gibt wenig Anlass zur Kritik, Sascha Paeth liefert bei Mix und Master gewohnt gute Arbeit ab. Das von Felipe Machado Franco erstelle Coverartwork ist ansehnlich und bietet die gewohnte Drachen-Optik.
FAZIT: Fans der Band werden begeistert sein, wer die Band (wie ich) früher mal mochte, braucht "The Frozen Tears Of Angels" nicht wirklich. Zu selten blitzt das grundsätzlich vorhandene songschreiberische Talent des Herrn Turilli hier auf und nur mit guten Arrangements macht man eben noch keine tolle Platte.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.04.2010
Patrice Guers
Fabio Lione
Luca Turilli
Alex Staropoli
Alex Holzwarth
Nuclear Blast GmbH
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30.04.2010