<span style="font-style: italic;">Diese Rezension ist Teil unseres China-Specials. In den nächsten Monaten werden wir Euch haufenweise Bands aus dem fernen Osten präsentieren, die bei uns in Deutschland noch niemand kennt. Am Ende erwartet euch ein großes Feature über die chinesische Rock- und Metal-Szene, das wir mit dem einen oder anderen Interview ergänzen werden.</span>
Im Black Metal behauptet ja manch ein Protagonist gerne von sich, total underground und obertrve zu sein. Wer aber mal wirklich Musik aus dem schwarzmetallischen Untergrund hören möchte, kann dies mit Ritual Day aus Peking tun. 2009 erschien ein Live-Album mit dem reichlich langen Titel "All The Resistance Comes From The Body Yearning For Freedom", auf dem außerdem ein bisher unveröffentlichtes Demo aus dem Jahre 2001 zu hören gibt.
Drei Dinge zeichnen die Musik von Ritual Day hierbei aus: zum einen das derbe Gekrächze von Nong Yong, die Tatsache, dass die Leadgitarre fast ununterbrochen Melodien von sich gibt und - was weniger schön ist - dass man in schnellen Passagen öfter mal Timingschwierigkeiten hat, was den etwas hektischen Gesamteindruck noch fördert. Der Black Metal des Vierers ist hörbar vom Thrash beeinflusst und natürlich blastet und schrotet man oft drauf los, immer wieder sorgen aber auch langsamere und ruhige Passagen für Abwechslung. Besonders gut gefällt, dass die meist melancholischen Melodien oft einen asiatisch anmutenden Grundton haben, was man ansonsten bei Vertretern der härteren Fraktion aus China vermisst. Zudem hat die Band auf dieser Liveaufnahme ein angenehm hohes Aggressionslevel. Als nachteilig ist zu werten, dass die Rhythmusgitarre deutlicher zu hören sein müsste.
Zwar geht das Cover von Slayers "Reign In Blood" gründlich in die Hose, aber man hört der Band das Herzblut, dass sie in ihre Musik steckt, deutlich an. Auch der rebellische Albumtitel zeigt, dass man mit den Zuständen in der Heimat wohl alles andere als zufrieden ist. Wie bereits erwähnt sind die letzten sechs Tracks Demosongs, was man ihnen leider auch überdeutlich anhört. Diese sind dann wohl auch nur als Geschenk an die chinesischen Fans zu werten.
FAZIT: Dass man spielerisch recht weit von den heutigen Standards entfernt musiziert, macht sich bei Ritual Day nur begrenzt negativ bemerkbar. Die Leidenschaft und die melodische Herangehensweise lassen das Quartett ungewöhnlich und interessant wirken. Und wie gesagt: hier findet man noch echten Underground-Spirit.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.08.2010
Pei Lei
Nong Yong
Nong Yong, Cheng Cheng
Li Yang
Mort Productions
50:18
01.10.2009