SAMSARA BLUES EXPERIMENT sind eineperfekte Herzberg-Festival-Band: die Einheimischen verzücken das Hippievolk mit einer leichter genießbaren Aufbereitung des ersten Kurzformats von MONSTER MAGNET oder - für ältere Semester - der ruhigen Momente von HAWKWIND. Das klingt durchweg unmodern und leidlich originell, ist somit also ein Fall fürs Szenepublikum.
Vom im Albumnamen in Aussicht gestellten Langstreckentrip bis zu den beim blumig grünen Layout verwendeten Schriftfonts spricht alles für sich selbst genügende Rauchwarenverkoster: Christian Peters Gesang dient als zusätzliche Klangfarbe ohne dringendes Anliegen, während die Musik mit vordergründigen Riffschleifen, zischenden Synths und Sitar ebenfalls nicht mit Stilkonventionen bricht. Songlängen bis zu fast 25 Minuten sprechen für sich sowie den improvisatorischen Charakter der Musik von SAMSARA BLUES EXPERIMENT. Statt indischer Ragas dominiert jedoch klar die Klampfe das Geschehen, was sich besonders eindrucksvoll im kompakten und gleichzeitig besten Stück "Army of Ignorance" wiederspiegelt … gar nicht dumm, die Strategie der vier Herren, relativ kurze Feger auf einen Bandwurmsong folgen zu lassen … So droht die unvermeidliche Übermüdung angesichts der zu einheitlichen Klangfarbe wenigstens nicht bereits nach zehn Minuten; mehr als eine Stunde ist jedoch in jedem Fall zu lang für "Long Distance Trip", obschon der warme Sound für die Band einnimmt - nur handelt es sich in dieser Form eher um Beschallung und weniger um eine Songplatte. Nun gut … dafür mögen genügend andere Gruppen sorgen.
Mehr Vocals - diese zudem melodisch und weniger verhallt - hätten dem Werk nichtsdestoweniger ein Häubchen aufgesetzt und seinen Wiedererkennungswert erhöht. In "For the Lost Souls" begeistert zur Halbzeit der härtere Zupack mit dezent aggressiverer Stimme und treibenden Beats nebst ausgiebiger Soloschau der Gitarren. Das Anschlussstück spielt fortwährend mit der Dynamik, lässt jedoch die Hooks sowie eine schlüssige Auflösung missen, weshalb der akustische Verschnaufer "Wheel of Life" kurz vor dem Ende umso willkommener erscheint. Der ellenlange Behemoth "Double Freedom" schraubt sich schließlich - titelgemäß gleich in zwei Anläufen - aus der Stille in post-rockige Klangwände, damit man psychedelische Schwarzlicht-Bilder aufhängen kann. Gut gemacht, aber nicht mit Sternchen … bei allem Drang hinaus ins All.
FAZIT: SAMSARA BLUES EXPERIMENT sind ihrem Namen zum Trotz kein Testlabor, sondern eine grundsolide Genreband für alle Stoner- und Spacerock-Fans, welche die Sprache der Klientel verstanden, Stilhistorie verinnerlicht und mit "Long Distance Trip" eine allen Klischees entsprechende Scheibe abgeliefert hat. Darauf einen Mittelstrahl …
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.05.2010
Richard Behrens
Christian Peters
Christian Peters, Hans Eiselt
Christian Peters
Thomas Vedder
Thomas Vedder, Hans Eiselt (Maultrommel)
World In Sound
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25.03.2010