Die Phrase „Die trauen sich aber was!“ ist im Grunde eher positiv gefärbt, da sie beispielsweise den Mut zu Unkonventionellem oder Neuem lobend unterstreichen soll. Im Kontext zu SCHACHTs Debüt „Abwärts“ muss dieser Satz allerdings abschätzig und sich verzweifelnd die Schläfen massierend abgesondert werden.
Das Steiger-Image mag noch ganz witzig sein und kann eventuell sogar unter Selbstironie verbucht werden, doch nach nur wenigen Songs beginnt der Leib seltsam zu zucken, der Mund zu schäumen, und die Atmung wird durch hysterisches Gelächter fast komplett außer Gefecht gesetzt: Billigste Industrial- und Electro-Elemente vom Woolworth-Grabbeltisch. Discounter-Riffs, für die sich selbst RAMMSTEIN in Grund und Boden schämen würden. „Sakrale“ Chöre, die einer gnadenlosen TYPE O NEGATIVE- und ENIGMA-Verarschung nahe kommen. Screams und Growls, die selbst Pascal-Jürgen Jablonski von der gerade mal drei Monate existenten Band namens – ja, wie hießen die noch? - nun, äh, ja, eben der Band des Cousins des Kumpels siebten Grades, besser drauf hatte. Texte, getränkt in Pseudopoesie. Gesänge, die teilweise eine Schieflage besitzen, welche bereits die Mercedes-A-Klasse im Elchtest zu Fall brachten. Timingfehler, die selbst die Atomuhr aus dem Takt bringen.
Grundsätzlich kann aus der hier dargebotenen Stilmixtur großes entstehen, SCHACHT verwenden allerdings die billigsten Zutaten der vertretenen Stile und verarbeiten sie zu allem Überfluss noch haarsträubend dilettantisch, sodass das Ergebnis das Entsetzen in das Gesicht des Rezensenten meißelt.
FAZIT: Wann wird musikalische Körperverletzung eigentlich strafbar?
Punkte: 2/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.10.2010
Sascha Kuwatsch
Stefan Lang
Christopher Lang
Ein Rechner für die elektronischen Klänge sowie irgend ein vierter Typ, über den man via Recherche nichts in Erfahrung bringen kann...
TX_Musix
45:12
03.09.2010