Nachdem sich SCHELMISH in den letzten Jahren auf Rockmusik konzentriert hatten, gibt es nun mit „Persona non grata“ erstmals seit 2004 wieder ein Studioalbum mit mittelalterlicher Musik zu hören, dem usprünglichen Genre der Band. Dabei geht man weder völlig authentisch und zeitgenössisch zur Sache, noch verbindet man wie andere Vetreter dieser Musikrichtung Rock und Metal mit mittelalterlichem Instrumentarium. Stattdessen positionieren sich SCHELMISH irgendwo zwischen diesen Polen: Neben den dominierenden Sackpfeifen sorgt zwar ein Rock-Schlagzeug für Groove, E-Gitarren gibt es jedoch keine zu hören. Ebenso verwendet man zwar traditionelle Texte, die Musik jedoch stammt von der Band.
„Persona non grata“ hat ein großes Problem: Es mangelt eklatant an Abwechslung. SCHELMISH gehen leider fast ausschließlich instrumental zu Werke und setzen dabei vor allem auf Sackpfeifen und ähnliche Instrumente. Folglich klingt das Album (zumindest für den Laien) wie das Soloprojekt eines Dudelsack-Spielers. Aufgrund der Einschränkungen des Instruments ähneln sich die meisten Melodien sehr, obwohl möglicherweise vereinzelt auch Keyboards verwendet wurden, zumindest klingen einige Sounds ein wenig künstlich. Die einzelnen Songs bestehen meist aus einem Hauptthema, das bis auf ein paar Variationen bis zum Ende immer wieder rauf und runter gedudelt wird. Man könnte es auch so ausdrücken: „Persona non grata“ gleicht eher einer Ansammlung verlängerter Intros/Outros und Zwischenspielen.
Das ist um so bedauerlicher, da die wenigen Songs mit Gesang wirklich gelungen sind. „Abends wenn die Fremden beten“, „Ouwe war“ und der Titeltrack bieten keine Leadvocals im herkömmlichen Sinne, sondern im Chor vorgetragene Harmoniegesänge. Das kann man sich in etwa wie die frühen SUBWAY TO SALLY vorstellen, wenn diese auf Gitarren verzichtet und Eric Fish nur an den Dudelsack gelassen hätten. Auch die etwas nachdenklichere Stimmung steht der Band gut zu Gesicht, wie sie auch in einigen wenigen Passagen mit Streichinstrumenten und Flöten vorherrscht (z.B. im Abschlusstrack „Quo vadis“). Leider überwiegen jedoch die fröhlichen, tanzbaren Nummern bei weitem.
Das Album ist nicht im Handel erhältlich, sondern wird über die Website der Band und bei Live-Auftritten verkauft. Diverse Mailorder führen es ebenfalls.
FAZIT: Aufgrund des Mangels an Gesang und Abwechslung ist „Persona non grata“ sicher kein Album, dass man zu Hause immer wieder auflegen und konzentriert hören möchte. Da SCHELMISH auch instrumental und kompositorisch viel zu eintönig agieren, eignet sich dieses Werk eigentlich nur als Hintergrundbeschallung einer mittelalterlichen Veranstaltung. Dafür klingt die Band aber wiederum nicht authentisch genug. Was letztendlich bleibt, ist ein über weite Strecken unsäglich trötendes, quäkendes „Blasmusik“-Album für Dudelsack-Fetischisten. Hier wäre deutlich mehr zu holen gewesen, hätten SCHELMISH verstärkt auf Gesang gesetzt und öfters Stimmungen und Instrumentarium variiert.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.06.2010
Der Zahl
Dextro, Desdemonia, Rimsbold
Picus
Samtron
Dextro, Desdemonia, Rimsbold, Luzi (Sackpfeifen), Okusa (Schlagwerk)
Eigenproduktion
64:46
07.05.2010