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Reviews

Scorpions: Sting In The Tail

Stil: Hardrock

Cover: Scorpions: Sting In The Tail

“Love At First Sting” war für mich lange Zeit das letzte durchgehend tolle Scorpions-Album. Danach wies die Formkurve stetig nach unten und erreichte mit „Eye II Eye“ einen einsamen Tiefpunkt. Dazu kamen eine - von vielen Fans zumindest so empfundene - Anbiederung an den Mainstream in Form von Hausfrauen-Balladen und „Wetten Dass“-Auftritten. Unerwarteter weise besann sich die Band 2004 mit „Unbreakable“ dann wieder auf ihre Hardrock-Wurzeln und auch das Nachfolge-Album „Humanity“ glänzte mit starken Songs und zurück gewonnener Power. Ein gefeierter Auftritt auf dem Wacken-Festival versöhnte die Band schließlich wieder mit der harten Basis. Umso überraschender erfolgte unlängst die Ankündigung, dass „Sting In The Tail“ das letzte Scorpions-Album und die dazugehörende Tour gleichzeitig die Abschiedsreise der erfolgreichsten deutschen Rock-Band sein würde.

Um das Fazit schon ein wenig vorweg zu nehmen, ist das vorliegende Album ein mehr als gelungener Schlusspunkt unter die Karriere der Scorpions geworden. Im Vergleich zum Vorgänger-Album hat man noch mal eine Schippe drauf gelegt und rockt wie zu den Hochzeiten der Band Anfang der 80er. Insbesondere die Vielzahl an Klasse-Riffs stellen insbesondere Songs wie „Raised On Rock“, „Slave Me“, „No Limit“ oder „Turn You On“ mit den Scorpions-Klassikern auf eine Stufe und auch die übrigen härteren Songs entfalten einen durchgehend hohen Spaßfaktor. Nach meinem Geschmack hätte sich die Band allerdings auch in Hinblick auf die Balladen vollständig auf alte Tugenden a la „Loving you Sunday Morning“ besinnen können. Während „The Good Die Young“ (mit einem Gast-Auftritt von Tarja Turunen) und „Sly“ noch zu gefallen wissen, befindet sich „Lorelei“ zumindest an der Grenze zum Schlager-Genre. Ein weiterer kleiner Wehrmutstropfen ist in meinen Ohren der kitschige Mitsing-Part im Refrain vom abschließenden „The Best Is Yet To Come“. Angesichts der vielen lichten Momente sind diese Kritikpunkte aber leicht zu verschmerzen.

Neben Gitarrenarbeit und Songwriting sei noch die Gesangsleistung von Klaus Meine positiv hervor gehoben, der sich tatsächlich ähnlich kraftvoll anhört wie Anno 84. Eine wirklich erstaunliche Leistung.

FAZIT: Wie bereits erwähnt, ist das finale Album also ein mehr als würdiger Abschluss der Scorpions-Geschichte. Aber unabhängig von dieser subjektiven Einschätzung von „Sting In The Tail“ erscheint es mir an dieser Stelle mehr als angebracht, dem gesamten Schaffen der Band Respekt zu zollen, z.B. für die Unmengen an großartigen Songs, die im Laufe von 40 Jahren entstanden sind und den wichtigen Einfluss, den sie auf die Entwicklung letztlich des gesamten Bereichs harter Gitarrenmusik ausgeübt haben. Danke dafür und alles Gute für das, was noch kommt.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.04.2010

Tracklist

  1. Raised On Rock
  2. Sting In The Tail
  3. Slave Me
  4. The Good Die Young
  5. No Limit
  6. Rock Zone
  7. Lorelei
  8. Turn You On
  9. Let's Rock
  10. SLY
  11. Spirit Of Rock
  12. The Best Is Yet To Come

Besetzung

  • Bass

    Pavel Maciwoda

  • Gesang

    Klaus Meine

  • Gitarre

    Rudolf Schenker, Matthias Jabs

  • Schlagzeug

    James Kottak

Sonstiges

  • Label

    Sony

  • Spieldauer

    47:47

  • Erscheinungsdatum

    19.03.2010

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