<span style="font-style: italic;">Diese Rezension ist Teil unseres China-Specials. In den nächsten Monaten werden wir Euch haufenweise Bands aus dem fernen Osten präsentieren, die bei uns in Deutschland noch niemand kennt. Am Ende erwartet euch ein großes Feature über die chinesische Rock- und Metal-Szene, das wir mit dem einen oder anderen Interview ergänzen werden.</span>
Wenn ich mir das Bookletbild von SCREAMING SAVIOR so anschaue, muss ich ja sagen, es gibt ästhetischeres als asiatische Männer mit Corpsepaint. Das ist im Grunde aber auch schon das Einzige, was ich an der Band oder ihrem Album "Eclipse Of The Dark Lunar" zu meckern habe. Technisch und kompositorisch präsentieren sich die Chinesen ziemlich solide. Sie spielen Symphonic Black Metal mit dezenten Gothic-Anleihen. Dabei gefällt es mir ganz gut, dass sie nicht ausschließlich europäisch klingen, sondern auch mal traditionelle Elemente mit in ihren Sound aufnehmen. Dadurch entsteht zuweilen ein leicht exotischer Touch, der aber keinesfalls befremdlich wirkt, sondern viel mehr ein Markenzeichen der Truppe darstellt.
SCREAMING SAVIOR gelingt es in ihren Stücken immer wieder, Spannung aufzubauen. Dabei wird der dynamische Black Metal von symphonischen Elementen unterstützt. So ein wenig fühle ich mich gelegentlich an CARACH ANGREN erinnert, wenngleich die Asiaten diesen Vergleich qualitativ noch nicht ganz bestehen. Aber sie bringen reichliche Ideen, viel Abwechslung und mitreißende Melodielinien in ihr Album ein. Man kann sich auch gut vorstellen, dass dem Werk eine konzeptionelle Geschichte zugrunde liegt. Die Stücke ergänzen sich gut und Melodien bauen mitunter aufeinander auf. Dadurch erscheint "Eclipse Of The Dark Lunar" ziemlich homogen. Ein paar Mal haben die pompösen Melodien auch etwas von einem düster-bombastischen Soundtrack.
Wer denkt, dass Symphonic Black Metal aus China schrullig ist, wird hier eines Besseren belehrt. Auch SCREAMING SAVIOR brauchen sich – wir überhaupt viele chinesische Bands – nicht hinter der Konkurrenz des Abendlandes zu verstecken. "Eclipse Of The Dark Lunar" ist bereits eine gute Visitenkarte des Sextetts aus Shanghai.
Ich nenne keine Anspieltipps, weil es müßig wäre, Einzelteile aus diesem Album herauszureißen, das besonders als Gesamtwerk seinen Reiz entwickelt. Auch handwerklich verstehen die Chinesen ihr Metier. Man muss wegen der teilweise opulenten Orchesterparts dem Keyboard allerdings eine gewisse Akzeptanz entgegenbringen. Doch driftet "Eclipse Of The Dark Lunar" niemals in kitschige Bereiche ab. Positiv fällt mir das vielseitige Riffing auf, während ich dem Sänger manchmal noch ein wenig mehr Stimmpower gönnen würde. Insgesamt schlägt er sich mit den harschen Vocals aber recht passabel.
FAZIT: Und noch ein Geheimtipp aus China: SCREAMING SAVIOR präsentieren die Sparte des Symphonic Black Metal sehr eindrucksvoll. Wer gerne CARACH ANGREN, DEKADENT, DIMMU BORGIR und Konsorten hört, wird auch an "Eclipse Of The Dark Lunar" seine Freude haben.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.05.2010
Zhang Yi
Yang Cheng
Chen Jiejun, Feng Zhongliang
Tian Shen
Zhao Ye
Mort Productions
46:01
30.10.2009